Peter Pellet rettet die Welt

Holzpellets sollen auf Wunsch des Landesumweltministeriums in Nordrhein-Westfalen alte Ölheizungen ablösen. Noch ist der umweltfreundliche Brennstoff aber auf Subventionen angewiesen

„Es sind schon viele Kriege wegen Öl geführt worden – aber es wird keinen Krieg um Holzpellets geben.“

AUS DÜSSELDORFKLAUS JANSEN

Peter Pellet hat eine große Aufgabe. Das kleine Holzmännchen mit den grünen Turnschuhen und dem brennenden Schädel muss in Zeiten der Verknappung von Öl die Welt retten. So ähnlich scheinen jedenfalls die Erwartungen zu sein, die Nordrhein-Westfalens grüne Umweltministerin Bärbel Höhn an das Maskottchen der „Aktion Holzpellets“ richtet, das für den umweltschonenden Einsatz von gepressten Holzabfällen in Heizöfen wirbt. „Es sind schon viele Kriege wegen Öl geführt worden – aber es wird keinen Krieg um Holzpellets geben“, sagte Höhn gestern zum Auftakt der „Fachtagung Holzpellets“ vor dreihundert Teilnehmern in Düsseldorf.

Bis zu 500.000 alte Heizungsanlagen müssen bis zum Jahr 2006 in NRW gegen moderne Geräte ausgetauscht werden. Das zumindest will die Energie-Einsparverordnung der Bundesregierung. Umweltpolitiker hoffen, dass möglichst viele Anlagen davon mit Holzpellets beheizt werden. Die kleinen Holzstifte, die in Säcken oder umgebauten Öltanks im Heizungskeller gelagert werden, seien „ebenso komfortabel, bequem und sicher“ wie Heizöl oder Gas, verkündete Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW. Zudem gelten die Pellets als umweltfreundlich, da beim Verbrennen lediglich soviel Kohlendioxid freigesetzt wird, wie beim Nachwachsen eines Baumes aufgenommen wird.

Rund 20.000 Pelletheizungen gibt es bereits in Deutschland, mehr als die Hälfte davon in Bayern. NRW liegt mit 1.200 Anlagen auf Rang fünf der Liste der Bundesländer, möchte aber aufholen. Dafür fördert das Land den Einbau der Heizungen mit 1.500 Euro pro Anlage, der Bund schießt noch einmal 1.700 Euro zu. Zwischen fünf und sieben Jahre werde es noch dauern, bis die Heizungen auch ohne Subventionen wettbewerbsfähig seien, sagte Beate Schmidt von der Landesinitiative. Bislang liegen die Anlagen in der Anschaffung mit einem Preis von 12.000 bis 15.000 Euro im Durchschnitt etwa 3.000 Euro über einer neuen Öl- oder Gasheizung. Zudem ist das Händlernetz in NRW noch nicht sehr dicht, so dass Betreiber häufig auf Rohstofflieferungen warten müssen.

Umweltministerin Höhn hofft trotzdem darauf, dass in diesem Jahr noch tausend neue Analgen in Betrieb gehen. Zudem werde sich die Preisschere in Zukunft bei weiter steigenden Ölpreisen und steigender Absatzzahl der Pellets weiter schließen. Der Markt mit Pellets könnte zur Jobmaschine werden, sagte Höhn: Laut Studien aus Österreich, Marktführer in Sachen Pellets, entstünden pro wegfallendem Arbeitsplatz in Deutschlands Ölgeschäft in Zukunft fünf neue Jobs für Pellethersteller, Händler und Heizungsbauer. Das Potenzial sei jedenfalls riesig: Die Wälder in NRW könnten jährlich 6,5 Millionen Festmeter Holz liefern, ohne zu schrumpfen – bislang würden davon aber nur 3,5 bis 4 Millionen genutzt, rechnete Höhn vor.

Ohnehin schien der Optimismus der Ministerin gestern kaum zu bremsen: Gleich dreimal betonte sie, dass sie die Resonanz auf die „Aktion Holzpellets“ geradezu „überwältigt“ habe. Nettigkeiten gab es auch für die Pelletwirtschaft, die mit 110.000 Euro die Hälfte der Kosten für die PR-Kampagne für ihr Produkt finanziert hatte – den Rest trägt das Land. Das fand Höhn dann auch nicht ganz so schlecht: „Wir wissen, dass wir gut sind – nur dass wir so gut sind, hätte ich wirklich nicht gedacht“, sagte sie angesichts der hohen Teilnehmerzahl in Düsseldorf. Und nicht einmal Peter Pellet konnte breiter grinsen.