Unterdrückung erzeugt Hass

betr.: „Antisemitismus von links“

Zum Schluss des Artikels heißt es: „Entscheidend wird am Ende jedoch sein, ob die Israelis bereit sind, ihren Nachbarn ein staatsfähiges Territorium zu überlassen.“ Richtig! Nur dass dies nicht erst am Ende, sondern schon am Anfang entscheidend ist. Israel aber weigert sich seit vierzig Jahren zu tun, was unter westlichen Staaten selbstverständlich sein sollte. Daraus folgen verzweifelter Kampf und erbarmungslose Repression, ein Zustand, der schon 1999 Felicia Langer veranlasste, einem ihrer Bücher den Titel zu geben „Lasst uns wie Menschen leben“.

Wenn heute jemand sagt: „Wer eine Politik der Strangulierung und Entwürdigung verfolgt, darf sich nicht wundern, wenn aus der Verzweiflung und Ohnmacht Terrorakte entstehen“, benennt nur zutreffend, was Fakt ist. Es liegt an einer heuchlerischen Mitte, wenn sie den Ultra-Linken und NPD-Typen solche Feststellungen überlässt. Wenn ein Arzt in Gaza heute sagt: „Mit all den hohen Werten ihrer westlichen Zivilisation haben sie in Europa und in den USA dem Krieg 22 Tage nur zugesehen“, so gilt das nicht nur für diesen Krieg, sondern für das Gesamtgeschehen der Unterdrückung. Und das erzeugt Hass. Hass aber drängt hinaus oder er frisst den Hassenden selber. Ob dieser Hass Antisemitismus genannt werden sollte, wage ich zu bezweifeln, trotz der Formen, in denen er sich teilweise ausdrückt. Denn Antisemitismus – so habe ich es einmal gelernt – ist ein Vorurteil, das sich gegen Menschen richtet, die dieses Vorurteil nicht durch ihr Verhalten verursacht haben und die folglich auch nicht durch Änderung ihres Verhaltens auf dieses Vorurteil Einfluss nehmen können. Solches trifft auf diesen durch eine reale Konfrontation hervorgerufenen Hass nicht zu. Er ist von dem klassischen Antisemitismus europäisch-christlicher Provenienz grundverschieden. GERD EDLER, Minden