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: Belgrad im Buch

Autorin Luise Donschen und Fotograf Felix-Sören Meyer stellen ihr Buch über Belgrad vor

taz: Frau Donschen, wie kommt man nach Belgrad?

Luise Donschen: Ich habe mich für Ex-Jugoslawien interessiert. Und dass man in Deutschland als Serbienreisende harsch angegangen wird, machte die Sache umso spannender.

Was hat man so gesagt?

Teilweise heißt es tatsächlich: Was, du gehst zu den Schlächtern? Da ist die Boulevard-Sprache erschreckend präsent in den Köpfen mancher Menschen.

Wie hat man Sie in Belgrad aufgenommen?

Mit viel Neugierde. Aber auch mit einer Portion Skepsis. Einer der Protagonisten unseres Buches fragte: Seid ihr Kommunisten oder habt ihr ein Problem mit Sex? Unser Vorhaben, ein Buch über Belgrad zu schreiben, schien ihm irgendwie pervers.

Wieso das?

Es gibt natürlich schönere Länder und Städte als Belgrad, um seine Zeit zu verbringen. Und die meisten Leute in meinem Alter wollen ja raus aus der Stadt.

Warum das?

Das Leben in Belgrad ist beschwerlich. Die Infrastruktur funktioniert nicht, die Stimmung ist fatalistisch, die letzten 15 Jahre gab‘s nur was drauf.

Gibt‘s auch was Schönes?

Die Spontaneität der Belgrader ist beeindruckend. Wenn der Bus nicht kommt, tja, dann geht’s halt anders. Und die Stadt selbst: manche Ecken sehen aus wie Berlin, nur nicht so aufgeputzt. Mitten hindurch fließen zwei Flüsse. Die vielen schrägen Restaurants und Hausbootkneipen an den Ufern, die hätten wir gerne an die Elbe importiert. INTERVIEW: MAP

20 Uhr, Trottoir Hamburger Hochstraße 24

Fotohinweis:LUISE DONSCHEN, 26, lebt in Hamburg