Gegen Terror auf See

Bis 1. Juli müssen die neuen Sicherheitsbestimmungen in den Häfen umgesetzt werden – auch in Norddeutschland

Hamburg dpa/taz ■ Nach den Terrorattacken vom 11. September 2001 war nichts mehr wie zuvor – der Terrorismus erreichte eine neue Dimension. Spätestens die Anschläge auf den französischen Tanker „Limburg“ vor der Küste Jemens im Oktober 2002 und die philippinische Fähre „Super Ferry 14“ zeigten dann, dass die Schifffahrt besonders bedroht ist.

Ende 2002 hat darum die Internationale Schifffahrtsorganisation IMO den so genannten ISPS-Code geschaffen. ISPS sieht weltweit einheitliche Risikobewertungen, Schwachstellenanalysen und Gefahrenabwehrpläne für Häfen und Schiffe vor. Bis zum 1. Juli 2004 müssen amtliche Stellen bescheinigen, dass künftig zum Beispiel der unerlaubte Zugang zu bestimmten Hafenanlagen wirksam verhindert wird oder dass niemand Waffen an Bord eines Schiffes bringen kann.

In Hamburg und Bremen, den beiden deutschen Welthäfen, macht das Bild von der „Festung Hafen“ die Runde. Spekulationen reichen bis zu einem hermetisch abgeriegelten maritimen Hochsicherheitsbereich und dem Aus für die Hafenrundfahrten. Heiko Beller von der Hamburger Innenbehörde beruhigt: „Touristen werden kaum Unterschiede finden. Aber einzelne Hafenbetriebe werden zum Fort Knox.“

Jens Weber von der Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG (HHLA), dem größten Terminal-Betreiber der Hansestadt, geht bei den Kosten allein für sein Unternehmen von einem zweistelligen Millionenbetrag aus. „Wir haben das Containerterminal Burchardkai komplett neu eingezäunt, es gibt Kamera-Schleusen, zusätzliches Sicherheitspersonal und laufend Schulungen der Mitarbeiter“, so Weber. Für alle deutschen Seehäfen rechnet der Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) mit Kosten von mehr als 50 Millionen Euro, nicht nur zur Einführung der neuen Regeln.

Obwohl die Terrorabwehr eigentlich eine hoheitliche Aufgabe ist, bemüht sich der Staat, die Kosten bei Häfen und Reedern abzuladen. Ralph Schwettge vom Unternehmensverband Hafen Hamburg hatte anfangs gehofft, dass die Behörden bestimmte Kosten übernehmen – in Zeiten knapper Staatskassen ein vergebliches Unterfangen. „Wir blieben auf den Kosten sitzen und müssen sie an unsere Kunden, die Reeder, weitergeben“, berichtet Schwettge.

Die HHLA will künftig eine Art Sicherheitsgebühr von neun Euro je Container kassieren. Die Passagiere von Kreuzfahrtschiffen müssen künftig mit längeren Abfertigungszeiten rechnen, weil Gepäck und Fahrgäste ähnlich streng wie auf Flughäfen kontrolliert werden müssen. „Im Fährverkehr können wir uns das allerdings kaum vorstellen, schon wegen der kurzen Umlaufzeiten der Schiffe“, sagt Ulf Jahnke vom Seehafen Kiel. Lastwagen würden jedoch künftig strenger kontrolliert. hey