Kröte geschluckt

Siemens Betriebsräte stehen zur 40-Stunden-Woche

RUHR taz ■ Grundsätzlich lehnt die IG Metall NRW eine 40-Stunden-Woche ab. In den Siemens-Werken in Bocholt und Kamp-Lintford wird es sie trotzdem geben. Aber: „Das ist hier ist kein Dammbruch“, sagt der Verhandlungsführer der IG Metall Oliver Burkhard. Er nennt den Ergänzungstarifvertrag lieber Kompromiss: „Verhandlungen darüber bedeuteten immer Leistung und Gegenleistung wie in diesem Fall“, so Burkhard.

Der Gewerkschafter geht davon aus, dass sich Siemens an seine Zusagen hält und die Standorte durch die 40-Stunden-Woche eine Perspektive haben. Siemens werde nicht einfach so 30 Millionen Euro in den Sand setzen wollen, meint Burkhard. Der Kompromiss gehe an die Grenze der Mitarbeiter: „So etwas wird in zwei Jahren nicht mehr gehen, wenn die Vereinbarung ausläuft.“ Wie sehr die Verhandlungen der Tarifkommission der Gewerkschaftler an die Nieren gegangen war, beschreibt der stellvertretende Kamp-Lintforter Betriebsrat Werner Kohlmann: „Als sie der Vereinbarung zugestimmt haben, hatten die Kollegen Tränen in den Augen.“

Sowohl er als auch sein Bocholter Kollege Michael Stahl kritisieren das Vorgehen von Siemens in den acht Monaten der Auseinandersetzung scharf: „Verhandlungen stelle ich mir anders vor. Siemens hat immer wieder eine Option aufgemacht und die hieß: Ungarn.“, so Michael Stahl. Hätte man nicht zugestimmt, wären die Arbeitsplätze weggewesen. Die Menschen auf den Betriebsversammlungen am Donnerstag hätten noch nicht das Ausmaß der Einschnitte begriffen. Erste genauere Zahlen über die Höhe der einzelnen Löhne gebe es in etwa drei Monaten.

Mit solchen Gedanken beschäftigte sich Joe Kaesar, Siemens-Verhandlungsführer nicht: „Siemens kämpft nicht gegen die Mitarbeiter. Wir sind gemeinsam Siemens gegen den Wettbewerb. Wir wollen hier doch niemanden erpressen.“ Man könne nicht „tatenlos zusehen, wie ein Arbeitsplatz nach dem anderen aus Deutschland verschwindet“.

Alexander Florié