Seid verschleudert, Milliarden

Brücke über den Fehmarnbelt ist unter Dach und Fach. Schleswig-Holsteins Grüne weniger begeistert als ihr großer Koalitionspartner. Sinn der Querung umstritten

Ludwichowski: Die Brücke würde für die Vögel auf der Vogelfluglinie ein erhebliches Risiko darstellen

Kiel taz ■ Als Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe und sein dänischer Kollege Flemming Hansen gestern den Fahrplan für den Bau der Brücken-Querung über den Fehmarnbelt festzurrten, war kaum Protest zu vernehmen in Schleswig-Holstein. Zumindest nicht bei den Landtagsparteien: Die CDU-Opposition zweifelt zwar noch an der Finanzierbarkeit, ist aber grundsätzlich dafür; gleiches Bild beim SSW, der zwar mahnt, dass der Norden des Landes besser an das europäische Verkehrsnetz angebunden werden müsse, das Projekt aber unterstützt.

Widerstand regte sich nur beim kleinen Koalitionspartner der regierenden SPD, den Grünen. „Die Erklärung täuscht darüber hinweg, dass die Querung ein Wunschobjekt ist“, monierte Karl-Martin Hentschel. Der Chef der grünen Landtagsfraktion glaubt nicht daran, dass sich private Investoren für die kombinierte Brücke finden lassen – die Einnahmen aus der Maut seien nicht hoch genug.

Also müsste die Querung mit Staatsgarantien finanziert werden, was aber mit den Grünen nicht zu machen ist – im Koalitionsvertrag haben sie eine „angemessene Beteiligung“ von privaten Investoren festgeschrieben. Statt „Milliarden zur Förderung des LKW-Verkehrs zu verschleudern“, baut Hentschel nach wie vor auf Fährverbindungen.

Ähnlich sieht das auch Ingo Ludwichowski, Geschäftsführer beim NABU Schleswig-Holstein. „Die Fährverbindungen reichen für Jahre“, meint Ludwichowski, der das Projekt für „ökonomisch unsinnig“ und eine „ökologische Katastrophe“ hält. Immerhin würde die Brücke das Naturschutznetz „Natura 2000“ zerschneiden und für die Vögel auf der Vogelfluglinie ein „erhebliches Hindernis“ darstellen. Weiterhin befürchtet der NABU Risiken für die Schifffahrt: Die „Meeresautobahn Fehmarnbelt“ würde durch die Brücke noch weiter verengt. Timm Schröder