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: „Ein Symbol für Widerstand“

Ruth Baier liest aus ihrem Buch „Vom Sex-Appeal der Wollmütze“ und zeigt Bilder aus Mexiko

taz: Frau Baier, warum ist die Wollmütze sexy?

Ruth Baier: Der Titel ist eher ironisch gemeint. Die Wollmütze als Maskierung ist oft einfach ein Symbol.

Ein Symbol wofür?

Ein Symbol für den Widerstand der indigenen Bevölkerung Mexikos, die sich dagegen wehrt, als Kanonenfutter für die Weltmarktfabriken zu dienen und ihres Landes beraubt zu werden. Wenn unbekannte Leute anwesend sind, dient diese Maske auch als Schutz, weil es immer wieder vorkommt, dass Bauernführer entführt werden oder verschwinden.

Warum ist sie ein identitätsstiftendes Accessoire für diese Menschen?

Ich denke nicht, dass sie das ist. Die wahre Identität dieser Menschen liegt in der eigenen Art, Dinge anzugehen und darum zu kämpfen, eigenes Land zu haben. Außerdem geht es darum, die Gesetze einzufordern, die im Zuge von internationalen Verhandlungen und Abkommen abgeschafft worden sind.

Schafft diese Identität eine Gemeinsamkeit mit linken Bewegungen im Westen?

Das Zusammengehörigkeitsgefühl der indigenen Bevölkerung entsteht durch die gemeinsame Sache. Natürlich ist die Wollmütze ein Symbol, das auch hier in der linken Szene unheimlich gut ankommt – die kann sich mit eigenen Zielen darin wiederfinden. Sie hofft stark auf den Widerstand in den armen Kontinenten. INTERVIEW: BARBARA NEUKIRCHINGER

19.30 Uhr, Werkstatt 3, Nernstweg 32

Fotohinweis:RUTH BAIER, 47, Autorin und Physiotherapeutin