Palastruine als Zukunftsmodell

Kultursenator Flierl wendet sich klar gegen die Pläne für den Schlossplatz. Die Zwischennutzung im Palast der Republik soll dagegen Ansprüche für künftige Nutzung zeigen. Schlossfans reagieren sauer

VON FLORIAN HÖHNE

Mit ungewöhnlich deutlichen Worten hat Kultursenator Thomas Flierl (PDS) am Montag den geplanten Abriss des Palastes der Republik kritisiert. Anlass dafür war die Vorstellung des Programms zur kulturellen Zwischennutzung, die ab August den vom Asbest befreiten Rohbau zum kulturellen Erlebnis machen soll.

Diese Zwischennutzung erinnere an die Zeit der Wende, sagte Flierl, „an eine Zeit mit Zukunft“. Sein Abschlussappell im Stahlskelett der einstigen DDR-Volkskammer klang dann wie ein Aufruf zum Protest: „Formulieren Sie durch praktischen Gebrauch Ansprüche für die zukünftige Nutzung dieses Ortes.“

Nach langen Debatten hatte sich der Deutsche Bundestag im Juni 2002 für den Wiederaufbau des einstigen Stadtschlosses ausgesprochen. Gegen die Stimmen der PDS-Abgeordneten gab das Parlament im November 2003 grünes Licht für den Abriss Anfang 2005. Gegen Schloss und Abriss sprach sich Flierl gestern in seiner Rede aus. Öffentlich sei der Wiederaufbau des Stadtschlosses nicht finanzierbar, privat bezahlt die „retrospektive Architektur“ nicht zu rechtfertigen. Die „gärtnerische Übergangsgestaltung“ – eine Parkanlage für die Zeit zwischen Abriss und Baubeginn – nannte Flierl eine „Karikatur gesellschaftlicher Sinnbestimmung“. Wenig begeistert war der Koalitionspartner von Flierls Vorstoß: „Der Senat hat eine eindeutige Meinung zum Thema Palast der Republik, nämlich Abriss“, sagte Torsten Hilse (SPD), Mitglied des Kulturausschusses. „Alles andere ist Flierls persönlich Meinung.“ Monika Grütters, kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, betonte, vom Palast der Republik sei nur noch ein Rest übrig. „Diese Ruine eignet sich – anders als die Gedächtniskirche – nicht als Sinnstifter für die Bundesrepublik und kann diese nicht kulturell repräsentieren.“

Ihr Parteigenosse Stephan Tromp, Abgeordneter aus Mitte, bezeichnete den Palast gar als „Schandfleck in der Mitte Berlins“, der so schnell wie möglich abgerissen werden müsse.

Sibylle Meister (FDP) befürwortete zwar die Zwischennutzung des Palastes. „Das darf aber keine Kundgebung gegen den Abriss sein“, sagte sie.

„Erichs Lampenladen“ – so taufte die Ostberliner Schnauze den Palast der Republik – wurde 1976 eröffnet. In dem 180 Meter langen Koloss am Spreeufer tagte die Volkskammer der DDR. Zurzeit werden im Foyer nachgebildete Terrakotta-Krieger aus China gezeigt.

Vom 20. August an sollen dann im Palast der Republik verschiedene Kunstprojekte durchgeführt werden – organisiert von „Zwischen Palast Nutzung“.

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