In die Falle gelockt

Zwei Männer wegen räuberischer Erpressung angeklagt, weil sie einem Kumpanen eine wohl inszenierte Vergewaltigung anhängen wollten

von MAGDA SCHNEIDER

Es klingt wie eine billige Räuberpistole: Doch wenn die Vermutung der Anklage den Tatsachen entspricht, dann ist der Fall eine infame Inszenierung. Mit Tricks sei das Opfer Oleg T. in eine Falle gelockt worden, um ihn mit einer nicht begangenen Vergewaltigung zu erpressen. Pavel Gi. (29) und Wladimir G. (29) müssen sich seit gestern wegen räuberischer Erpressung vor dem Hamburger Landgericht verantworten.

Es ereignete sich am Abend des 6. August 2002. Oleg T. bekam einen Anruf von seinem Bekannten Wladimir G., sich doch auf einen Plausch zu treffen. Beide verabredeten sich mit Freunden im „Casablanca“ in Harburg. „Wir haben geredet und Bier getrunken“, berichtet T. dem Gericht. „Dann kam ein hübsches Mädchen herein und stellte sich an die Bar.“ Sie sei allen aufgefallen, erwidert T. auf Nachfragen des Vorsitzenden Richters Taeubner: „Weil sie so gut aussah – kurzer Rock, einfach aufreizend.“

Wladimir G. sei zu ihr hingegangen und habe die Russin an den Tisch gebeten. Nach einiger Zeit sei er mit ihr vor die Tür gegangen, dann wiedergekommen und habe gesagt: „Lass uns losfahren, sie ist einverstanden.“

Das Trio fuhr auf einen Parkplatz in Fischbek, obwohl T. näher gelegene Plätze vorgeschlagen haben will. Nach ein paar Drinks hätte sich Wladimir mit der Frau auf die Rückbank des Pkw zurückgezogen. Nach einiger Zeit sei er wieder ausgestiegen und hätte ihn aufgefordert. „Jetzt bist Du dran.“

„Kurz nach dem Sex fing sie an, verrückt zu spielen“, sagt Oleg T. vor Gericht weiter aus. „Sie hat geschrien: ‚Ich wollte das nicht. Ich ruf‘ jetzt meine Brüder an, die werden das klären‘.“ Sie habe dann auch tatsächlich telefoniert, aber nur einen einzigen Satz gesagt: „Ich bin auf dem Parkplatz.“

Minuten später sei ein Wagen vorgefahren, mindestens drei Männer seien herausgesprungen. Oleg T. wollte flüchten, stürzte und wurde mit Tritten am Boden traktiert. Danach wurde ihm halb bewusstlos eine Unterschrift abgenötigt: 60.000 Euro, andernfalls werde er wegen Vergewaltigung angezeigt. Unklar ist, ob Oleg T. nur glaubte, Wladimir G. habe das gleiche Schicksal erlitten oder ob die Schläger zwecks Authentizität auch G. zum Schein verprügelt haben.

Zumindest tat G. so, als sei auch er Opfer geworden und schlug nun vor, „Pascha“ alias Pavel Gi. um Vermittlung zu bitten – was dieser auch tat und die Erpressersumme offiziell auf 30.000 Euro drücken konnte. Der Coup schlug dennoch fehl, da Oleg T. zur Polizei ging. Und die will ermittelt haben, dass die vermeintliche Vergewaltigung ein abgekartetes Spiel zwecks Erpressung gewesen sei.

Der Prozess wird fortgesetzt.