Bei Volkswagen stottert der Motor

Der amerikanische Markt macht dem deutschen Autobauer Volkswagen zu schaffen. In den lateinamerikanischen VW-Werken fehlt es an Arbeit. Deswegen sind Entlassungen und Kurzarbeit angesagt. Allein in China verdienen die Wolfsburger noch Geld

aus Berlin MATTHIAS BRAUN

Am Freitag dieser Woche wird der Autobauer Volkswagen seinen Aktionären schlechte Nachrichten überbringen müssen. Dann wird er die Zahlen für das zweite Quartal bekannt geben. Und Analysten von GoldmanSachs und HelabaTrust erwarten einhellig, dass der Gewinn um bis zu 50 Prozent geringer ausfallen wird als noch vor einem Jahr. Seit gestern verlor die VW-Aktie rund drei Prozent ihres Werts.

Besondere Probleme bereiten dem Konzern die Schwäche der amerikanischen Automärkte. Nach VW-Arbeitern in Mexiko trifft es nun auch ihre Kollegen in Brasilien. In den Werken Taubaté und Anchieta wird der Konzern 3.933 Beschäftigte entlassen. Trotz geplanter Vier-Tage-Woche und nur zwei Schichten am Tag statt wie bisher drei gebe es für sie nichts mehr zu tun. Man werde den Entlassenen ein „faires und sozialverträgliches Angebot“ unterbreiten, hieß es dazu bei VW Deutschland. Dazu gehörten Weiterbildungskurse sowie Angebote, an anderen VW-Standorten in Brasilien zu arbeiten. Insgesamt beschäftigt der Konzern dort 25.000 Menschen.

Die Nachricht kommt nicht von ungefähr, lassen sich doch Autos in Lateinamerika derzeit schwer verkaufen. „Alle Autofirmen haben Überkapazitäten in Brasilien“, sagte der Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer gestern der taz. Die brasilianische Wirtschaft entwickle sich „schwächer als erwartet“.

Hausgemachte Gründe hingegen hatte die seit kurzem bekannte Arbeitszeitverkürzung in den mexikanischen VW-Werken. Dort wird für den nordamerikanischen Markt produziert. Und weil sich in den USA und Kanada zu wenig Käufer für die Modelle Jetta und New Beetle finden, laufen weit weniger Autos vom Band als geplant.

Mexiko wie auch Brasilien hätten aber für VW trotz der momentanen Schwierigkeiten weiterhin strategische Bedeutung, sagte ein VW-Sprecher der taz. In Brasilien sei man mit 23 Prozent Marktanteil führender Autobauer. Und das Werk im mexikanischen Puebla sei das einzige, das im Einzugsbereich des US-Dollars arbeite. Mit der Produktion dort ließen sich künftige Währungsschwankungen ausgleichen.

Gerade aber zeigt sich, dass dieser Vorteil rein theoretisch ist. Weil der Euro derzeit stärker als der US-Dollar ist, müsste sich der Import lateinamerikanischer VWs nach Europa eigentlich rechnen. Praktisch aber schösse sich der Konzern mit der Einfuhr ins Knie. Denn auch Europas VW-Werke werden ihre Ware nur schwer los. Konkurrenz aus dem eigenen Konzern ist das Letzte, was sie brauchen.

Nur in Fernost verdienen Autobauer zurzeit richtig Geld. Analysten von JP Morgan urteilten kürzlich, die zweistelligen Zuwachsraten in China wögen jegliches unternehmerische Risiko auf. Im letzten Jahr wurden in China insgesamt 1,126 Millionen Autos gekauft. Noch ein Jahr zuvor waren es nur 744.000 gewesen, hat Dudenhöffer errechnet. Allein, das Quartalsergebnis der Wolfsburger wird dadurch nicht gerettet. Dafür verlieren sie andernorts zu viel Geld.