CSD goes west

Ein Jahrzent „Abend zum anderen Ufer“: Auch in Emden wird der CSD gefeiert. Parade vorläufig nicht geplant

„Gezögert hab ich solang, mir war so angst und bang.“ Zu Klängen von Matthias Reims „Verdammt, ich lieb Dich“ singt der Emder Schwulen- und Lesben-Chor von den Schwierigkeiten des Coming-Outs in der ostfriesischen Provinz. „Hier hat der CSD noch einen politischen Hintergrund“, sagt Hans, der den „Abend zum anderen Ufer“, eine Kabarett-Show zum CSD, mitorganisiert hat.

Zwar habe man in Ostfriesland nicht mit offener Diskriminierung zu kämpfen, aber schon die kleine Zahl der Homossexuellen auf dem platten Land erfordere, dass man für Aufmerksamkeit und Anerkennung kämpfe. Zu diesem Zweck haben sich etwa zwanzig Schwule und Lesben aus der Region in Emden zusammengetan. Mittlerweile im zehnten Jahr organisieren sie den „Abend zum anderen Ufer“ und diesmal war die Show, die in der vergangenen Woche über die Bühne ging, ein richtiger Publikumserfolg. Auf der Bühne standen Künstler wie Comedian Ole Lehmann, bekannt aus Pro Siebens „Quatsch Comedy Club“, oder Travestie-Darsteller „Mary“ aus dem Bremer Travestie-Theater „Madame Lothar“. Etwa 150 Emdener waren gekommen – längst nicht alle aus der Szene. „Die Veranstaltung hat auf jeden Fall zu unserer Akzeptanz in Ostfriesland beigetragen“, sagt Hans. Die Ostfriesenzeitung habe den Kleinkunst-Abend gleich mit einer halben Seite Kritik gewürdigt.

Eigentlich wird der CSD ja mit einem Straßenumzug begangen und strenggenommen kommt der „Abend zum anderen Ufer“ auch immer eine Woche zu früh. Grund dafür ist dass die Emder Gruppe am richtigen CSD-Termin, heute also, an der Parade in Oldenburg teilnimmt. Ein eigener Umzug sei derzeit nicht vorgesehen, sagt Hans. „Mit den paar Leuten hier wär das wohl eher peinlich.“ ado