Kein „Antisemitismus von links“

betr.: „Nicht dem schlimmsten Feind“, Kommentar von Susanne Knaul, „Antisemitismus von links“ (Altmeyer), taz vom 23. 1. 09

Wie Susanne Knaul einen „fundamentalen moralischen Unterschied“ zwischen der „gezielten“ Tötung israelischer Zivilisten und der „lediglich in Kauf“ genommenen Tötung von 900 zivilen palästinensischen Opfern in Gaza auszumachen, ist eine derart unglaubliche moralische Entgleisung, dass es einem den Atem verschlägt. Eine mit modernstem Kriegsgerät hochgerüstete Armee, die in den dichtestbesiedelten Landstrich der Erde einmarschiert, ist eine bewusst eingesetzte Mordmaschine und nichts anderes.

Dies so zu sehen und auch die Rolle der Hamas in diesem Kontext zu beurteilen, ist kein „Antisemitismus von links“, wie auf der Meinungsseite der taz wieder einmal verbreitet wird. Linke Kritik an Israel ist so wenig antisemitisch motiviert wie linke Kritik an den USA rassistisch motiviert ist. Wäre Israel nicht Zufluchtsort für viele Opfer des Holocausts und deren Nachkommen geworden, fiele „linke“ Kritik an Israel und dessen unseliger geostrategischer Funktion für die imperialistische Politik von USA und EU eher schärfer aus.

MICHAEL STOFFELS, Kempen

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