Rückzugsraum für rechte Paramilitärs

Kolumbiens Regierung und Paramilitärs wollen Frieden schließen. Mutmaßliche Guerilleros ermorden 34 Kokabauern

BUENOS AIRES taz ■ Die kolumbianische Regierung und die rechtsextremen Paramilitärs haben sich darauf geeinigt, Friedensgespräche zu führen. Daher werden ab kommenden Dienstag per Präsidialdekret die Haftbefehle gegen führende Paramilitärs und ihre Untergebenen ausgesetzt. Dies meldete die kolumbianische Tageszeitung El Tiempo in ihrer Onlineausgabe. Am 1. Juli wollen Vertreter beider Seiten die Gespräche in Santa Fe de Ralito im Bundesstaat Córdoba, etwa 750 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bogotá gelegen, aufnehmen. Für die Verhandlungen hat die kolumbianische Regierung den Paramilitärs ein Gebiet mit einer Fläche von 368 Quadratkilometer überlassen, das damit fast so groß ist wie das Bundesland Bremen. In dieses Gebiet haben sich nach Medienberichten etwa 400 rechte Freischärler zurückgezogen. Am 7. Juni sollen nach Informationen von El Tiempo führende Paramilitärs sogar vor dem Kongress in Bogotá sprechen.

Derweil kämpfen die „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc) weiter. Bei einem Überfall, den die lokalen Behörden Farc-Guerilla zuschreiben, wurden am Dienstag früh 34 Menschen ermordet und fünf weitere verletzt. Es handelt sich dabei um das schlimmste Massaker seit Amtsantritt des kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe im August 2002. Nach Angaben der Behörden sind Farc-Guerilleros in eine Kokaplantage bei der Ortschaft La Gabarra im Bundesstaat Norte de Santander, nahe der Grenze zu Venezuela, eingedrungen. Dort hätten sie die Arbeiter zusammengetrieben und anschließend das Feuer auf sie eröffnet. Vermutlich, weil die Bauern Kokablätter für die Paramilitärs gesammelt haben. Die Region um La Gabarra ist bekannt für den Kokaanbau, Farc und Paramilitärs streiten dort um die Vorherrschaft. Beide Gruppen finanzieren sich weitgehend durch den Drogenhandel. INGO MALCHER