CDU-Frauen fordern Gleichstellung

Christdemokratinnen aus den fünf norddeutschen Bundesländern beschäftigen sich heute auf der Norddeutschen Frauenkonferenz mit dem tatsächlichen Stand der Gleichberechtigung. Ob da Neues herauskommt, ist fraglich

„Mittendrin – aber doch nicht dabei“, unter dem Motto steht die diesjährige Konferenz der CDU-Frauen in den fünf norddeutschen Bundesländern. 90 Jahre nachdem das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, gehe es nicht mehr um die Rechte der Frauen, sondern um ihre Durchsetzung, sagt die Vorsitzende der Frauen Union Hamburg, Karen Koop. Das fange bei der Politik an, in der sich Frauen nicht wiederfänden und deshalb lieber in einer Privatinitiative mitmachten und höre bei der Tatsache auf, dass der Mann nicht vernünftig in die Gleichberechtigung einbezogen sei.

Immer noch seien Frauen von Altersarmut stärker bedroht als Männer, weil sie sich trotz der hohen Scheidungsquote auf die finanzielle Absicherung durch den Ehemann verließen, sagt Koop, die für die CDU in der Hamburger Bürgerschaft sitzt. Dabei werde für das Jahr 2015 mit einer halben Million fehlender Führungskräfte gerechnet. Dann gebe es zwei Möglichkeiten: „Entweder holt man die fehlende Arbeitskraft aus dem Ausland, oder wir nehmen einfach unsere gut ausgebildeten Frauen.“

Koop beklagt einen „Braindrain zurück in die Haushalte“: Frauen gehen gar nicht oder nur Teilzeit arbeiten. Quotenregelungen würden das Problem nicht lösen, sagt sie. Solange „das ganze System androzentriert“ sei, würden Frauen immer wieder in Teilzeit-Beschäftigung oder Nicht-Arbeit abgedrängt. Schließlich verdienten sie bei gleicher beruflicher Position und Qualifikation im Schnitt 22 Prozent weniger.

Da kann Ilse Behrens vom überparteilichen Landesfrauenrat Hamburg nur zustimmen. „Die Rechte haben wir, aber es fehlt immer noch an der faktischen Gleichstellung“, sagt sie. Der Frauenrat fordert daher, wenigstens in „öffentlichen Gremien“ den Frauenanteil per Quote zu regeln und auf 50 Prozent zu erhöhen.

Sowohl Frauenunion wie Frauenrat fordern ein stärkeres Engagement der Wirtschaft. „Drei kalte Winter“ lang fordere der Frauenrat bereits „Dinge wie Kindergärten, Wäsche- und Lebensmittelservice von den Unternehmen“, klagt Behrens. Und Koop sagt, die Wirtschaft müsse endlich erkennen, „dass Menschen in einem bestimmten Alter einfach Kinder haben“. Sie könne nicht verstehen, dass Lösungen wie ein Lebensarbeitszeitkonto keinen Anklang finden. In Frankreich etwa sei das gar kein Problem.

In der Mutterpartei CDU könnte Karen Koop ihren Zielen ebenfalls nachgehen. Zum Beispiel dann, wenn Parteikollege Hartmut Engels gewieft den ersten Wahlgang unter den Tisch fallen lässt, um die Frauenquote zu umgehen – so geschehen bei einem Parteitag 2006. Und Bürgermeister Ole von Beust sagte 2001, dass er sich ja schließlich keine kompetenten Frauen backen könne. Vielleicht zeigt Frau Koop ihm demnächst mal das Rezept dafür. CHRISTOPHER OST