Antifa mit Ball am Fuß

Mit links: 16 Teams aus ganz Deutschland kickten in Bremen gegeneinander – und gegen Faschismus

Bremen taz ■ „Adornos Erben kannste streichen, die kommen nicht mehr.“ Schulterzucken hier, Aufatmen da, ein dritter streicht sie aus dem Plan.

Egal, es kamen genug andere: die Red Zombies Berlin etwa oder Prollen mit Stollen. Sie und noch 14 weitere Antifa- oder Thekenmannschaften aus ganz Deutschland spielten in Bremen-Huchting um den Titel des antifaschistischen deutschen Fußballmeisters. Klingt ein wenig ungewohnt im Ohr, gibt's aber wirklich.

Der Beweis sind die letztjährigen Meister aus Bremen, die Interruptus Connection. Sie hatten die Ehre, das alljährlich ausgetragene Turnier in die fußballbegeisterte Hansestadt zu holen. Hier im Stadtteil Huchting blieb man zwar eher unter sich, aber die meisten Übersteiger funktionierten auch ohne die typischen Ostkurvenfans. Wer als Gouteur hierher kam, kam nicht zu kurz. Manch Anwesender wollte sogar verdeckte Talent-Scouts identifiziert haben. Wäre auch schade um etliche gute Linksaußen – wer weiß, wie lange Werder es sich leisten kann, diese Perlen nicht unter Vertrag zu nehmen.

Das Konzept des Turniers ist den Italienern abgeschaut: 1995 fand in Montecchio Emelia zum ersten Mal die Mundiali Antirazzista statt, ins Leben gerufen von linken Tifosi, Migranteninitiativen und Antifa-Netzwerken. Das deutsche Pendant leftkick gab's zuerst 2001 in Göttingen – mit etlichen Problemen: Drei Tage nach dem 11. September sollte gespielt werden, doch die Stadt zog alle Zusagen für Plätze wieder zurück.

Noch ominöser kam es zwei Jahre später in Berlin, als die Polizei das Turnier erst gänzlich verbieten wollte, weil es ein Vorwand für extremistische Gewalttaten sei. Jedes Spiel wurde dann, als man dann doch spielen durfte, von Dutzendschaften der Sondereinheit „Politisch motivierte Straftaten“ an der Seitenlinie begleitet – ganz Auge und Ohr für die gewaltigen Torraum-Szenen, die sie bestaunen dürften. Aber Grün war in Bremen nur die Farbe des Rasens. Auch erst, seit dem die Double-Party von Werder allmählich abgeklungen ist und die Menschen der Stadt wieder ohne Trikot zur Arbeit gehen. Robert Best

Infos: www.puk.de