Kinderarmut
: Lieber Einheitsbrei als soziales Gefälle

Das Konzept der Offenen Ganztagsgrundschulen steht weiter in der Kritik: Elternvertreter und Bildungsträger werfen der Landesregierung vor, sie wolle mit der forcierten Umwandlung der Vorgängermodelle und der Horte in die neue Schulform nur Geld sparen. Sie sehen durch den Einsatz von nicht geschulten Kräften bei der Nachmittagsbetreuung den Bildungsauftrag gefährdet. Außerdem seien die Gruppen zu groß. Nun haben die Kritiker eine weitere Schwäche des Systems aufgedeckt: Arme Kinder essen nicht mit.

KOMMENTAR VON NATALIE WIESMANN

Wieviele Eltern es sich nicht leisten können, ihre Kinder zum Mittagessen anzumelden, ist nicht bekannt. Oft schämen sich Betroffene, das zuzugeben. Doch Städte und Rektoren dürfen sich nicht länger hinter ihrer Angst vor Imageverlust verstecken. Angesichts der steigenden Armut im Ruhrgebiet muss die soziale Lage untersucht werden und über Finanzierungsmodelle nachgedacht werden. Erst dann kann darüber gestritten werden, ob Eltern dazu gewungen werden sollen, ihren Kindern Einheitsbrei zuzumuten oder ob sie lieber abends selbst für sie kochen.