Eine Anleitung zum Müllbergverkleinern

Das Projekt Wambuco entwickelt mit EU-Fördermitteln bis Herbst ein Müllhandbuch für Baufirmen und Häuslebauer. Das soll helfen, die Entsorgung besser zu koordinieren und so die Hälfte der Müllkosten auf Baustellen einzusparen

Wer ein Haus baut, macht Müll: Steinreste, Plastikfolien, Holzpaletten und so weiter. Das lässt sich nicht vermeiden. Doch es könnte nur die Hälfte dieses Abfalls anfallen, wenn sich die einzelnen Handwerksfirmen auf einer Baustelle besser aufeinander abstimmen würden.

Das hat Rudolf Netzelmann mit seinem Projekt Wambuco (Waste Manual for Building Construction) herausgefunden. Er will diese Verschwendung von Geld und Ressourcen mit seinem „Müllhandbuch“ stoppen. Seit zwei Jahren leitet Netzelmann das Projekt Wambuco, das diesen Leitfaden für Baufirmen bis zum 30. September fertig stellen will. Netzelmann hat insgesamt elf Unternehmen und sieben Forschungseinrichtungen aus fünf europäischen Ländern für sein Projekt gewonnen. Auch die Berliner Recyclingfirma Otto-Rüdiger-Schulze, für die Netzelmann arbeitet, ist an dem Müllhandbuch beteiligt. Die EU fördert das Projekt mit einer Million Euro aus dem Forschungsrahmenprogramm und nimmt den Beteiligten somit die Hälfte der Projektkosten ab.

„Bisher macht jede Firma auf einer Baustelle ihr eigenes Ding“, sagt Netzelmann. Das Problem sei, dass die Unternehmen jeweils für ihren eigenen Abfall verantwortlich sind. Das heißt, auch wenn bei verschiedenen Handwerkern der gleiche Müll anfällt, wird er getrennt entsorgt. Je mehr Firmen an einer Baustelle mitwirken, desto mehr unnütze Kosten entstehen, so Netzelmann. Ein Negativbeispiel aus der Perspektive der Müllentsorgung ist seiner Ansicht nach der Bau des Potsdamer Platzes.

„Es muss ein zentrales Abfallmanagement eingeführt werden“, sagt Netzelmann. Den ersten Ergebnissen des Müllhandbuchs zufolge könnte so mehr als ein Prozent der Gesamtkosten eines Bauvorhabens eingespart werden. Zudem wäre das wesentlich umweltschonender, so Netzelmann.

Das Müllhandbuch entsteht aus einer Kooperation von Praxis und Wissenschaft. Die beteiligten Unternehmen haben seit dem 1. Oktober 2002 auf ihren Baustellen in Deutschland, Frankreich, Spanien, Dänemark und Portugal ausprobiert, wie sich Müll vermeiden und besser entsorgen lässt. Ihre Erfahrungswerte haben sie an die Forschungseinrichtungen weitergegeben, die die praktischen Daten in mathematische Formeln umgewandelt haben. So kann man mit Hilfe des Handbuchs beispielsweise genau berechnen, wie viel Abfall welcher Sorte bei dem Bau eines Einfamilienhauses aus Backstein anfallen wird. Auch privaten Häuslebauern empfiehlt Netzelmann, sich ein Bauunternehmen zu suchen, das die Entsorgung zentral organisiert. Denn letztlich zahlen auch sie die Kosten einer unorganisierten Müllentsorgung.

Netzelmann will auch für die „Nachhaltigkeit“ des Abfallprojekts sorgen. Dafür bekommt er erneut Unterstützung von der EU. Die hat ihm bereits Geld aus dem Bildungsprogramm Leonardo zugesagt, um junge Bauunternehmer im Müllbereich zu schulen. Zudem hat er vor, die Berechnungen des Baustellenmülls zu erleichtern. Er plant, eine Müll-Software anhand der Forschungsergebnisse von Wambuco erstellen zu lassen. Dann bräuchte ein Häuslebauer oder ein Unternehmen nur noch eintippen, war er bauen will. Der Computer spuckt dann aus, auf welchen Müll er sich einzustellen hat und wie er den am besten los wird. SASCHA TEGTMEIER