Frauen dürfen jetzt auch zur Gala

Michail Gorbatschow vergibt heute erstmals die „Women‘s World Awards“ – an Nena und Whitney Houston. Hamburgs Senat freut sich einmal mehr über Glanz

Hamburg taz ■ Drinnen sagt Rita Süßmuth, dass „wir in der Frauenpolitik ein ganzes Stück vorangekommen sind“, draußen vor der Tür protestierten die Hamburger Frauenprojekte EFA und FLAKS gegen die massive Kürzung ihrer Fördermittel durch den Senat. Im Saale auslegen dürfen sie ihre Flugblätter zwar nicht, dafür darf immerhin Bianca Jagger als Präsidentin des „Women‘s World Congress“ im Hamburger Rathaus die Eröffnungsrede halten und darauf hinweisen, dass „Gewalt gegen Frauen etwas ist, das nicht anderen zustößt, sondern Ihnen, Ihren FreundInnen und Ihrer Familie passieren kann“.

Zwei Tage reden möglichst prominente Frauen wie Süßmuth oder Alice Schwarzer darüber, wie es um die Frauenbewegung und die Gleichheit bestellt ist. Doch die meisten Medien interessieren sich dafür nur wenig. Ihre Objektive sind auf diejenigen Frauen gerichtet, die heute Abend aus den Händen des früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow die erstmals vergeben Women‘s World Awards entgegennehmen. Nena bekommt da einen Preis, Cher auch, Whitney Houston ebenfalls. Warum sie auserkoren wurden, bleibt genauso im Dunkeln wie die Auswahl des Männerpreises, der im vergangenen Herbst ebenfalls in Hamburg vergeben wurde.

Der Stadt und ihrem Bürgermeister Ole von Beust ist das relativ egal, Hauptsache, man hat erneut Gelegenheit, „Gastgeber einer so großartigen Veranstaltung zu sein“. Ansonsten wirkte von Beust bei der gestrigen Pressekonferenz weitgehend desinteressiert, als Jagger von ihren Erfahrungen als Menschenrechtsaktivistin in Frauenfragen berichtete.

Womit er nicht allein dastand: Noch während der Pressekonferenz mit Gorbatschow, Jagger und dem Italorocker Zucchero, der heute im Showprogramm auftreten wird, lichteten sich die Reihen der PressevertreterInnen. Der Worlds Award ist eine künstlich aufgeblähte Veranstaltung ohne Tradition, und das wird bei seiner zweiten Auflage in der Hansestadt auch den Medien bewusst. Und Gorbatschow, der zu jeder Veranstaltung sein Gesicht hergibt, hat als Zugpferd auch ausgedient. Am Donnerstag werde er zur Beerdigung Ronald Reagans fliegen, kündigte er gestern an. Demnächst wird er auch am Grab der World Awards stehen. PETER AHRENS