Kinder lernen Werbung hautnah

An Kölns Schulen soll „schulverträgliche“ Werbung für zusätzliche Einnahmen sorgen. Die PDS befürchtet, dass damit der kommerziellen Werbung Tür und Tor geöffnet wird

Köln taz ■ Ab sofort dürfen Kölns Schulen Litfaßsäulen für kommerzielle Werbung auf ihrem Gelände aufstellen. Der „Beschluss zur Einführung schulverträglicher Werbung an Kölner Schulen“ wurde am Montag in der Sitzung des Schulausschusses einstimmig verabschiedet. Die rund 400.000 Euro teuren Säulen sollen von Sponsoren zur Verfügung gestellt werden.

Welche Werbung als schulverträglich gilt, habe das Ministerium in einem Katalog aufgelistet und den Kölner Schulen vorgelegt, erklärt Werner Neulen, stellvertretender Amtsleiter der Schulverwaltung, der taz. Dies betreffe unter anderem Werbung zur „Anregung außerschulischer Weiterbildung“: Reklame für Nachschlagewerke, Literaturwettbewerbe, Nahverkehr, Jugend- und Sprachreisen, Kultur-, Sport-, und Musikveranstaltungen oder Stellenangebote. Als nicht schulverträglich lehne man „jegliche Art von Produktwerbung“ generell ab, so Neulen. Außerdem habe die Schulverwaltung ein Vetorecht. Den Einstieg in amerikanische Verhältnisse mit Coca-Cola-Plakaten auf den Fluren, die in manchen Bundesländern wie Berlin Einzug gehalten haben, wolle man vermeiden, sagt Neulen.

Als Pilotprojekt gibt es seit diesem März Werbung am Albertus-Magnus-Gymnasium in Ehrenfeld. Von den 286 Schulen im Kölner Stadtbereich zeigten weitere 75 „hohes Interesse“ an dem Projekt. In 40 Schulwochen pro Jahr könnten so 4.200 Euro eingenommen werden. Die eine Hälfte der Einnahmen geht an die jeweilige Schule, die andere an die Stadtverwaltung, die diese wieder für schulische Zwecke verwenden will.

Trotzdem stehen die Grünen dem Projekt kritisch gegenüber. So würden Jugendliche schon genug mit Werbung beschallt, sagte Angela Winkin, schulpolitische Sprecherin der Grünen. Leider könne man sich dem Projekt aber aus Finanzgründen nicht verschließen. Als „reinen Quatsch“ und „Showveranstaltung“ bezeichnet die Sprecherin für Bildung der SPD, Karin Wiesemann, die Werbesäulen. Auch PDS-Schulexperte Michael Kellner ist davon überzeugt, dass Werbung an Schulen „nichts zu suchen hat“. Die Stadt öffne so der Wirtschaft „Tür und Tor“. Keller befürchtet, dass sich die Grenzen zwischen schulverträglicher und rein kommerzieller Werbung immer mehr verwischen. Sandra Erbacher