Die Jugend ertastet die Welt

In Porz hat Kölns erstes Kindermuseum eröffnet, in dem junge Besucher durch Anfassen lernen können. Der Standort ist bewusst gewählt: Der außerschulische Bildungsbedarf im Stadtteil ist groß

Von Stefanie Liebl

Berühren, ausprobieren und erforschen: das alles ist hier ausdrücklich erlaubt. Im Kinder- und Jugendzentrum Glashütte in Porz hat am Sonntag Kölns erstes Kindermuseum „please touch...Begreifen“ eröffnet.

Ein riesiges Holzgerüst füllt den ersten großen Ausstellungsraum des Kindermuseums fast vollständig aus. Bestückt ist die einem Abenteuerspielplatz ähnliche „Mitmach-Maschine“ mit vielen verschiedenen Windrädern aus Pappe und Papier. Per Fahrradantrieb lassen sich die einzelnen Rädchen von den Kindern selbst in alle Richtungen bewegen. So entsteht für die jungen Besucher schon beim ersten Schritt ins Museum der Eindruck, dass sie sich mitten im Herz eines überdimensionalen Zahnrades befinden. „Wir wollen Objekte zeigen, die sich durch ausprobieren selbst erklären“, erzählt Ralf Keller, der Erfinder des monströsen „Drehmoduls“.

Rund um das Thema Papier dreht sich noch bis Ende November die erste Ausstellung der neuen Kinder-Galerie. An verschiedenen „Mitmach-Stationen“ können die jungen Besucher viel Praktisches lernen: Zum Beispiel wie Papier entsteht. Dafür haben die Organisatoren zwei große Wannen mit Zellstoff und Wasser gefüllt. Unter Anleitung können die Kinder den Zellstoff sieben, sich üben, „Papier zu schöpfen“. In kleinen Kästchen wird die breiige Masse dann solange getrocknet und gepresst, bis ein festes Stück Papier entstanden ist. So haben die Kinder mit einfachen Mitteln selbst ein fertiges Produkt erstellt, mit dem sie später an den langen Arbeitstischen gemeinsam basteln und arbeiten können.

Nicht zufällig haben sich die verantwortlichen Pädagogen des Kindermuseums für den Standort Köln Porz entschieden. „In diesem Stadtteil besteht sozialer Erneuerungsbedarf. Hier gibt es viele Kinder, die auf ein außerschulisches Bildungsangebot angewiesen sind“, sagt Bernd Roggemann von der pädagogischen Teamleitung der Glashütte. „Unsere Zielgruppe ist aber nicht allein die Porzer Jugend, sondern ganz Köln und das gesamte Umland sollen von unserem Angebot profitieren“, fügt er hinzu.

Auf rund 1500 Quadratmetern haben die Organisatoren innerhalb von neun Monaten über zwei ganze Geschosse des Kinder- und Jugendzentrums Glashütte die „Papier-Ausstellung“ auf die Beine gestellt. Auch wenn die Themenschwerpunkte im Kindermuseum alle paar Monate wechseln sollen, gibt es auch feste Bestandteile in der Einrichtung. Ein so genannter „Riechbaum“ steht im Foyer des Hauses immer zum „Beschnuppern“ bereit. Hier sind in kleinen Fläschchen Gewürze und Blumen, aber auch zum Beispiel Zigaretten aufbewahrt. Wenn die Kinder an den Schnüren des „Bäumchens“ ziehen, öffnen sich die einzelnen Gefäße und der Duft strömt aus. Aber auch ein kleines Kino, das mit gespendeten Flugzeug-Sitzen ausgestattet ist, hat das Museum zum „Veranschaulichen“ zu bieten.

Trotz der städtischen Sparpolitik ist es den Pädagogen der Glashütte gelungen, das Kindermuseum in der Jugendeinrichtung Glashütte durchzusetzen. Hilfe hat das Team dabei von vielen freischaffenden Künstlern, anderen Kindermuseen und privaten Spendern bekommen.

„Kindermuseum Glashütte“: Glashüttenstr. 20, Köln-Porz, Tel. 02203/59 24 97, Di-Do 1-17.30 Uhr, sonn- und feiertags 11-17 Uhr, für Schulklassen mit Voranmeldung Di-Fr 9-15 Uhr