Aus der Schule in die Welt

Trotz internationaler Erfolge ihrer Absolventen führt die Kunsthochschule für Medien in Köln eher ein Mauerblümchendasein. Eine morgen beginnende Dokureihe soll den Bekanntheitsgrad erhöhen

VON Christian Meyer

Die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM): Das ist eine Ansammlung angemieteter Räume und Häuser in der südlichen Altstadt. Unsichtbar und unscheinbar, kaum von den Bürgern der Stadt wahrgenommen. Gleiches gilt für das, was in den Häusern geschieht. Dass hier eine „Kaderschmiede für den deutschen Film“ arbeitet – die breite Öffentlichkeit weiß es kaum. Zum Beispiel, dass Absolventen der KHM hinter den Kinohits „Goodbye Lenin“ (Drehbuch: Bernd Lichtenberg) und „Das Weiße Rauschen“ (Abschlussarbeit von Hans Weingarten) stecken. Nur zögerlich wuchert die KHM mit diesen Pfunden. So ist die regelmäßige Premierenfeier „Schlussklappe“, bei der – wie letzte Woche –sämtliche Produktionen der jüngsten Zeit vorgestellt werden, eher eine interne Angelegenheit. Das gilt selbst für „Best of“-Präsentationen des Filmschaffens – etwa die morgen beginnende Veranstaltungsreihe „Best of KHM-Dokus“. Bis zum 21. Juli werden im „Off Broadway“ zehn Dokumentarfilme von KHM-Absolventinnen und -Absolventen gezeigt.

Gegen den lärmenden Kulturbetrieb der Stadt ist es nicht leicht, die Aktivitäten der KHM zu vermitteln. Das Studium ist nur locker um vier Fächergruppen, vom Film bis zur Medienkunst, organisiert. Dietrich Leder, Professor für Fernsehen und Film, bestätigt: „Man sucht sich zu Beginn eine Fächergruppe aus, das kann sich aber im Laufe der Zeit verändern. Daran sieht man, wie variationsreich das Studium und auch die anschließende Berufstätigkeit sein kann.“

Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Ergebnisse im Bereich des Dokumentarfilms. „In der Summe gibt ‚Best of KHM-Dokus‘ das Spektrum wieder, das wir unter dem Begriff Dokumentarfilm lehren“, erläutert Leder. Ausbildungsziel sei das „Unformatierte“, das im Fernsehen immer weniger Platz findet und auch im Kino nur im Ausnahmefall Unterschlupf findet. „Die im Off Broadway gezeigten Filme sind Autorenfilme, die eine ganz eigene Form finden, die dem Gegenstand und dem Thema angemessen ist“, sagt Leder und stellt klar: „Im ästhetischen Sinn gibt die KHM keine Orientierung vor.“

Das bestätigt auch Claudia Heuermann, die in der Doku-Reihe mit ihrem Film „A Bookshelf on Top of the Sky – 12 Stories about John Zorn“ vertreten ist (23. Juni). Sie erinnert sich, „dass man während des Studiums die Möglichkeit hatte, eine Reihe von Projekten zu realisieren. Ich glaube, dabei haben sich eher individuelle Stile ausgeprägt. Kein KHM-Stil – aber das ist ja eigentlich auch viel besser.“

Und Oliver Schwabe, dessen Videotagebücher zu sehen sind (30. Juni), ergänzt: „Man kann tun, was man will, hat alle Freiheiten.“ Das merkt man dem vielseitigen Programm der Filmreihe an. „Wir wollten die Bandbreite zeigen, vom Dokudrama bis zu den Videotagebüchern, vom klassischen Roadmovie bis zu den eher familiären, privaten Beobachtungen, vom sehr opulenten Musikfilm bis zum asketischen Film über Paul Celan“ beschreibt Leder die Spannbreite.

Die Erfolgsgeschichte von KHM-Produktionen geht derweil weiter: Jörg Siepmanns Musik-Doku „Golden Lemons“, in der Reihe am 7. Juli zu sehen, lief bereits im Kino, Lars Büchels „Erbsen auf halb sechs“ war ebenfalls schon im Kino. Jan Krügers „Unterwegs“ startet am 10. Juni in den Programmkinos (Filmpalette, 19 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs), und Hans Weingartners Nachfolger von „Das Weisse Rauschen“, „Die fetten Jahre sind vorbei“, feierte jüngst beachtliche Erfolge beim Filmfestival in Cannes.

„Best of KHM Dokus“: 9., 10., 16., 23., und 30. Juni, 7., 14. und 21. Juli, jeweils 19 Uhr, Off Broadway, Zülpicher Str. 24, Köln, Tel. 0221/820 57 33 www.khm.de