Himmel wieder voller Waffen

Mit Saus und Braus feiert der Flugzeugkonzern Airbus 30 Jahre Flügelbau in seiner Bremer Niederlassung. Unerwähnt bleibt dabei, dass sich die Stadt wieder zum Rüstungsstandort wandelt: Militärtransporter und U-Boot-Elektronik für die Truppe

Dem Riesenjet A380 und dem „Airbus oliv“ werden neue Flügel verliehen

aus BremenKAI SCHÖNEBERG

Eine solche Super-Sause wäre in Hamburg anders verlaufen. Protestlos feierte gestern die Bremer Airbus-Niederlassung 30 Jahre Flügelausrüstung an der Weser. Bei Honoratiorenbesuch und heißem Buffet flirrten Promo-Filmchen durch die Werkshallen, der Bremer Airbus-Chef Rainer Martens sagte, dass trotz der aktuellen Krise im Luftverkehr der „Himmel für Airbus voller Geigen“ hänge. In diesem Jahr hätten die Europäer den Konkurrenten Boing endgültig von der Marktführerschaft verdrängt. Anfang 2002, als kurz nach dem 11. September der Himmel voller Bomben zu hängen schien, hatte Airbus noch über Kurzarbeit nachdenken müssen.

Der mangelnde Protest liegt jedoch auch daran, dass Airbus Bremen, anders als der Hamburger Standort in Finkenwerder seine Kapazitäten nicht ausweitet. Martens kündigte ein „Kostenreduzierungsprogramm an, das vieles von uns abverlangen wird“. Zur Zeit sind 3.000 Mitarbeiter in dem nach Hamburg zweitgrößten deutschen Standort beschäftigt. Bis 2006, sicherte Martens zu, „werden wir weiter auf diesem Niveau bleiben“. Betriebsbedingte Kündigungen halte er „nicht für möglich“ – egal wie sich der Markt entwickelt. Das sei nur durch harte Rationalisierung möglich: Die Zahl der Flügelpaare soll sich dieses Jahr von 70 auf 84 steigern.

Der Erhalt des Standorts wird mit einer bitteren Pille bezahlt: Airbus festigt den Trend, aus der einstigen Konversionsstadt Bremen wieder einen Rüstungsstandort zu zimmern. Bis vor drei Jahren gab es einen Konversionsbeauftragten, 25 Millionen Euro Zuschüsse – und: 6.000 Arbeitsplätze wurden in den 90er Jahren in zivile Jobs umgewandelt. Derzeit steuert de Stadt wieder massiv um. Denn die Truppe ordert wieder.

Der Elektronikkonzern STN Atlas (500 Millionen Euro Umsatz) rüstet derzeit alle deutschen U-Boote mit Torpedos und Feuerleitsystemen aus. Die Bremen-Vegesacker Lürssen-Werft bastelt mit den Thyssen Nordseewerken in Emden und Blohm & Voss in Hamburg an fünf neuen Korvetten für die Bundeswehr. Wert: 900 Millionen Euro. Der Deal soll bis 2006 rund 1.400 Jobs in der Region sichern.

Auch Airbus Bremen steigt derzeit groß in die Rüstungsproduktion ein. Die Fertigung von Teilen für den in Hamburg teilmontierten Super-Airbus A380 soll wird hier in Zukunft höchstens 200 Jobs sichern. Ein Großteil der Produktion wird jedoch demnächst vom neuen Militärtransporter A400M abhängen, von dem ab 2007 rund 180 Maschinen vom Band laufen werden. Die Flügel des „Airbus oliv“ sollen aus Bremen kommen, etwa 1.200 Mitarbeiter werden in der Entwicklung und in der Fertigung arbeiten, sagte Werksleiter Martens. Insgesamt, so kündigte Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) vollmundig an, werde der Nachfolger des veralteten Transportfliegers Transall sogar 10.000 Jobs sichern.

Bremen, das Bundesland mit der höchsten Arbeitslosenquote Westdeutschlands (13,2 Prozent), hat sich offenbar mit dem neuen Trend abgefunden. Volker Kröning, SPD-Bundestagsabgeordneter und einst Geburts-Helfer der Stiftung Rüstungskonversion, will die Stadt jetzt zum Zentrum des europäischen Marineschiffbaus machen. „Das ist mein Beitrag zu einem Nach-Sanierungsprogramm“, sagte Kröning. Und: „Die Konversion war nicht erfolgreich.“