Das Straßenbild

Die Reklamerezension. Heute: Déjà vu

Hoppla. Das Bild kennen Sie doch? Genau, das gab es schon mal. Im ersten taz.mag im November nämlich. Damals schrieben wir ratlos: „Dazu fällt uns nichts mehr ein.“ Seither sind wir älter geworden und klüger.

Zum Thema Bahn können wir heute sagen: Kann schon sein, dass mittlerweile jedes Kind die Preise der Bahn versteht. Dumm nur, dass Kinderarbeit hierzulande verboten ist. Und dass die erwachsenen Bahnfahrer und Bahnkartenverkäufer heute immer noch genau so blöd sind wie Einstein früher.

Was soll das überhaupt heißen: „Früher hätte nicht mal Einstein unsere Preise kapiert“? Haben wir seit dem Ableben des großen Wissenschaftlers eine mentale Evolution mitgemacht? Sind wir jetzt so blitzgescheit, dass wir solch hochkomplizierten Fahrkartenbuchungen wie „Einmal Krefeld Hauptbahnhof, nächsten Montag hin, Mittwoch zurück“ gewachsen sind?

Nein, das sind wir nicht. Und Mehdorn, der im vergangenen Jahr noch so fest an das Entwicklungspotenzial der deutschen Intelligenz geglaubt hat, musste das irgendwann einsehen.

Mein „persönliches Mitgestalten des Fahrpreises“, wie die Bahnwerbung es verhieß, sah bislang auch eher so aus, dass ich stundenlang in der Schlange stand, weil der Automat trotz des Versuchs, eine Woche im Voraus zu buchen, einfach nicht vom Normalpreis lassen mochte. Auch die Idee, telefonisch zu buchen, ging in die Hose. Das Ticket war zehn Euro billiger, aber die Telefonrechnung zwölf Euro teurer, da die Dame von der Reisereservierung eben auch kein Kind mehr war. Größte Frustration am Ende des Gesprächs: „Sie können Ihre Karte in den nächsten zwei Tagen am Schalter abholen!“

Aber es gibt Hoffnung. Fahrkartenkauf soll künftig keine abendfüllende Beschäftigung mehr sein. Einstein ist nun mal tot und der Bahnfahrer kapiert es einfach nicht. Dafür aber Mehdorn. „Wir haben verstanden“, sagte er nach der Aufsichtsratssitzung Anfang Juli. Wir hoffentlich bald auch. JUL