Gehorsam und Guillotine

Der Bischof von Regensburg will zwei kritische Pfarrer disziplinieren – weil er eine Karikatur nicht lustig fand

Es gibt sie noch, die standhaften Katholiken – aber sie haben es schwer. Am Wochenende die Nachricht, dass der Vatikan, zumindest vorläufig, die Suspension Gotthold Hasenhüttls bestätigt hat. Der Priester hatte es vor gut einem Jahr auf dem Ökumenischen Kirchentag gewagt, ein gemeinsames Abendmahl mit Protestanten zu feiern. Und heute läuft eine Frist aus, die der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller zwei altgedienten Pfarrern seiner Diözese gesetzt hat: Sie sollen sich vom „Aktionskreis Regensburg“ (AKR) distanzieren, einem Kreis von etwa 100 Katholiken, die das Geschehen in ihrer Kirche loyal, aber kritisch begleiten.

Der Bischof hat bei den AKR-Mitgliedern und Pfarrern Andreas Schlagenhaufer (62) aus Kohlberg und Hans Trimpl (61) aus Oberalteich nach den Worten seines Sprechers Philip Hockerts ein „kirchenschädigendes Verhalten“ ausgemacht. Was den reaktionären Oberhirten besonders in Rage gebracht hat, war eine satirisch gemeinte Karikatur in der Dezemberausgabe des AKR-Mitteilungsblatts „Pipeline“: Ein Bischof mit Hirtenstab weist auf eine Guillotine mit den Worten „Der Nächste bitte!“.

Bischof Müller bezog diese Karikatur auf sich – und tatsächlich hat der Apostelnachfolger seit Amtsantritt vor zwei Jahren mehrmals demonstriert, dass er sein Bistum strikt auf (Vatikan-) Linie bringen will. Unter anderem versuchte er, das Diözesanratsmitglied Johannes Grabmeier loszuwerden. Begründung: Er sei Mitglied der kritischen Laien-Initiative „Wir sind Kirche“.

Pfarrer Schlagenhaufer kündigte gestern im Gespräch mit der taz an, er werde nicht aus dem AKR austreten. Er habe seinen Bischof nicht beleidigen wollen. Dessen Kirchenverständnis sei aber offenbar anders als seines, nämlich hierarchisch statt „geschwisterlich“. Heute wollen Unterstützer der beiden Pfarrer vor dem Regensburger Dom für die beiden Geistlichen demonstrieren. PHILIPP GESSLER