eBay verhökert Arbeiterrechte

Die Gewerkschaft Connexx wollte mit seltsamen Methoden in dem Erfolgsunternehmen Fuß fassen. Deshalb wittert die Geschäftsführung jetzt die Chance, härtere Arbeitsbedingungen durchzusetzen

VON ANNA WEINBERG

Die Mitarbeiter des Internetauktionshauses eBay kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Erst legte ihnen die Geschäftsleitung Ende April per Powerpoint-Präsentation interne Unterlagen der New Media-Gewerkschaft connexx.av vor, die deutlich machen, mit welch ungewöhnlichen Methoden der Ver.di-Ableger versuchte, einen Fuß in das Unternehmen zu bekommen. In dem von der Kommunikationsagentur Q Mindware erarbeiteten Konzept waren nicht nur eine manipulierte Internetumfrage unter eBay-Mitarbeitern und eine breit angelegte Medienkampagne vorgesehen, offenbar war auch ein Spam-Angriff auf den eBay-Server geplant.

Für ein paar Wochen hieß es bei Ebay daraufhin zusammenhalten gegen einen äußeren Feind – die Gewerkschaft. Dutzende Mitarbeiter ließen sich mit einem Protesttransparent fotografieren und demonstrierten öffentlich gegen die spektakuläre connexx.av-Kampagne.

Doch seit zwei Wochen ist es vorbei mit der Eintracht in dem Erfolgsunternehmen in Dreilinden, das weiter expandiert (s. Bericht unten). Es wurde bekannt, dass die Geschäftsführung eine Reihe von Verschärfungen der Arbeitsbedingungen plant: Mindestens 25 Prozent der Angestellten sollen künftig auch nachts arbeiten. Der Tag wird zudem in Früh- und Spätschichten aufgeteilt, die um 6 Uhr beginnen bzw. um 23 Uhr enden – keine günstigen Zeiten für BVG-Nutzer. Auch 10-Stunden-Schichten, die bereits für einen kleinen Teil der Belegschaft gelten, sollen ausgeweitet werden.

Eine Software erstellt künftig Dienstpläne, die die Schichten je nach Arbeitsaufkommen reguliert: Der Computer soll kurzfristig entscheiden, wann ein Mitarbeiter am nächsten Tag zur Arbeit kommen muss – ein einigermaßen im Voraus planbares Leben jenseits der Arbeit wird unmöglich. Und die Geschäftsleitung meint es offensichtlich ernst: Noch hat der Betriebsrat keinem der neuen Schichtmodelle zugestimmt. Doch in den Dienstplänen für Juni wurde schon die neuen Wochenenddienste umgesetzt.

„Solche Maßnahmen könnte ich verstehen in einem Betrieb, der um seine Existenz fürchten muss. Aber eBay gehört doch zu den erfolgreichsten Unternehmen in Deutschland“, sagt ein junger Mann, der in Dreilinden arbeitet. Der Betriebsrat appelliert nun an die Mitarbeiter, gegen die Pläne zu protestieren.

Offenbar versucht die eBay-Leitung eine günstige Gelegenheit zu nutzen, um auch unbeliebte Maßnahmen durchzusetzen. Auf Gewerkschaftshilfe scheinen eBay-Mitarbeiter im Augenblick lieber zu verzichten. Der Kontakt zum Betriebsrat ist abgebrochen, berichtet Meike Jäger von connexx.av. Die Kampagne gegen eBay bereut Jäger mittlerweile. Noch hat eBay keine juristischen Schritte gegen die Gewerkschaft eingeleitet.