Der „schwarze Heuchler“ sorgt für Ärger

CSD-Veranstalter beklagt Zensur: Weil das NRW-Sozialministerium die Kampagne gegen Kölns Kardinal beleidigend findet, will es die Verbreitung der Zigarettenmarke „Schwarzer Heuchler“ verbieten. Neue Strecke für schwule Parade

Köln taz ■ „Schluss mit den Mogelpackungen“ ist dieses Jahr das Motto des „Kölner Christopher Street Day“ (CSD). Damit wendet sich der Veranstalter, der Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST), gegen die vorgespielte heile Alltagswelt für Homosexuelle. Mit sechs Motiven auf Zigarettenschachteln entlarvt der CSD-Veranstalter die anhaltende Diskriminierung von Lesben und Schwulen. Die Zigarettenmarke „Der schwarze Heuchler“ mit dem Konterfei des Kölner Kardinals Meisner führte jedoch kurz vor der Eröffnungsveranstaltung des CSD am 19. Juni zum politischen Konflikt.

Das NRW-Sozialministerium hat, nachdem es zunächst einen Zuschuss für die Kampagne genehmigt hatte, kalte Füße bekommen. Nach Einschätzung des Ministeriums sei „Der schwarze Heuchler“ eine Beleidigung des Kölner Kardinals, so Markus Danuser vom Vorstand des KLuST. Deshalb hätte es die Verbreitung dieses Motivs untersagt. „Das ist skandalös“, schimpft Danuser. Der Eingriff des Ministeriums sei eine „inhaltliche Zensur“. Der KLuST rechnet jeden Tag mit einer einstweiligen Verfügung des Ministeriums. Große Folgen hätte die jedoch nicht: Von den 60.000 Faltschachteln sind bereits 55.000 verteilt.

Unterdessen sind die Vorbereitungen für den Kölner CSD 2004 abgeschlossen. Am CSD-Wochenende vom 2. bis 4. Juli gibt es neben viel Kultur, Party und Sport insgesamt neun Stunden Politik. Erstmals steht in diesem Jahr auf dem Theo-Burauen-Platz eine Bühne, auf der Lesben und Schwule mit Politikern aus der Landes- und Kommunalpolitik diskutieren werden. Eine weitere Premiere gibt es auf dem Heumarkt: Der Kölner OB Fritz Schramma eröffnet den CSD mit einer Rede am Freitag Abend. Für den Sonntag erwarten die Veranstalter weitere Polit-Prominenz. Auf der Abschlusskundgebung der CSD-Parade spricht wahrscheinlich Bundesjustizministerin Brigitte Cypris (SPD). Nachdem sie letztes Jahr wegen ihrer ablehnenden Haltung zum Antidiskriminierungsgesetz ausgepfiffen wurde, ist ihr jetzt der Beifall sicher. Die Bundesregierung will zum diesjährigen CSD einen Gesetzentwurf zur Nachbesserung des Lebenspartnerschaftsgesetzes vorlegen.

Nach vielfacher Kritik im letzten Jahr hat der KluST in Abstimmung mit der Polizei die Paradestrecke geändert. Sie führt dieses Jahr von Deutz kommend über die Gürzenichstraße, Schildergasse, Krebsgasse und Neumarkt. Die CSD-Demo, zu der bis zu 40.000 Teilnehmer und über 70 Wagen erwartet werden, endet am Dom. Thomas Spolert