Korsen sagen Nein

Pariser „Testfall für Dezentralisierung“ scheitert: Insulaner lehnen Verwaltungsreform mit knapper Mehrheit ab

PARIS dpa ■ Die Korsen haben mit ihrem Nein bei der Volksbefragung über eine stärkere Selbstständigkeit der Insel der Regierung in Paris die erste Niederlage seit der Wahl bereitet. 50,9 Prozent der Wählenden stimmten am Sonntag gegen das Reformprojekt, 49,0 Prozent dafür. Das Nein lag mit nur 2.100 Stimmen in Führung.

Präsident Jacques Chirac bedauerte dies und forderte die Korsen auf, jetzt „die Herausforderung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung“ anzunehmen. Premier Jean-Pierre Raffarin, für den Korsika als „Testfall“ der Dezentralisierung galt, sagte, der „Status quo“ habe gesiegt, die Entscheidung der Korsen werde respektiert. Die Insel bleibt also in zwei Departements aufgeteilt. Innenminister Nicolas Sarkozy, der sich im Wahlkampf besonders engagiert hatte, sprach von einer „persönlichen Niederlage“.

Korsische Nationalisten machen das „diffuse Projekt“ der Regierung und mangelndes Verständnis für korsische Empfindlichkeiten für das Scheitern verantwortlich. Chirac habe mit seiner Empfehlung, ein Ja sei bester Beweis für Republiktreue, viele Korsen verärgert, so Nationalistenführer Jean-Guy Talamoni. Zudem hat die spektakuläre Festnahme des mutmaßlichen Präfektenmörders Yvan Colonna seiner Ansicht nach das Lager der Reformgegner gestärkt. „Wenn man in Paris das Nein hätte fördern wollen, hätte man keine bessere Methode finden können.“ Nachdem der Hauptverdächtige gefasst ist, will die Pariser Generalstaatsanwaltschaft den Prozess abschließen. Sie wirft Colonna vor, 1998 den Präfekten Claude Erignac ermordet zu haben. Prompt wurden in der Nacht zu Montag vier leer stehende Wochenendhäuser durch Bombenanschläge zerstört.