Bischöfin fürchtet um Trauerkultur

LÜBECK dpa ■ Die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter hat vor einem drohenden Verlust der Trauerkultur gewarnt. Gerade in Zeiten der Vereinzelung brauche die Gesellschaft gemeinsame Trauerrituale, sagte sie. Bei der geplanten Änderung des Bestattungsgesetzes in Schleswig-Holstein sei deshalb Augenmaß gefordert. Die Kieler Regierung hat für Mittwoch zu einer öffentlichen Diskussion der geplanten Neuregelung eingeladen. Der Gesetzentwurf sieht neben der Aufhebung des Sargzwangs auch die Einrichtung von Aschestreuwiesen auf Friedhöfen vor. „Die Gesetzesänderung ist eine Reaktion auf Veränderungen der Gesellschaft durch Migration, aber auch durch zunehmende Individualisierung“, sagte Wartenberg-Potter. Es sei richtig, es den hier lebenden Muslimen zu ermöglichen, ihre Verstorbenen nach ihren religiösen Riten zu bestatten. Für falsch halte sie es aber, wenn jeder nach seinen individuellen Wünschen bestattet werden könne. Die Möglichkeit, Tote im Leichentuch zu bestatten, solle deshalb nur für Muslime gelten. Auch die Möglichkeit, Friedhöfe privat zu betreiben, hält Wartenberg-Potter für falsch. Hier würden Rentabilität und Gewinn vor Pietät und fürsorglichem Umgang mit Trauernden gehen.

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