Nigeria bietet Charles Taylor Asyl

Liberias Präsident stimmt Gang ins Exil zu. Termin offen. US-Vorauskommando landet

BERLIN taz ■ Liberias Präsident Charles Taylor hat sich bereit erklärt, nach Nigeria ins Exil zu gehen. Er stimmte am Sonntag auf dem Flughafen seiner umkämpften Hauptstadt Monrovia einem entsprechenden Vorschlag von Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo zu, der eigens angereist war. Taylor sagte: „Ich danke meinem großen Bruder, dass er gekommen ist. Er hat mich eingeladen und wir haben die Einladung angenommen.“

Nigeria hat signalisiert, dass es Taylor nicht an das UN-Kriegsverbrechertribunal für Sierra Leone ausliefern will, das gegen den liberianischen Präsidenten Haftbefehl ausgestellt hat. „Niemand wird Nigeria oder mich wegen der Einladung von Präsident Taylor nach Nigeria belästigen“, erklärte Obasanjo. Sein Angebot folgte auf ein Telefongespräch mit US-Außenminister Colin Powell am Samstagabend. Immer lauter werden die afrikanischen Forderungen, die USA sollten eine Eingreiftruppe nach Liberia schicken, um einen Friedensschluss zu überwachen. Sie wollen dies aber erst dann tun, wenn Taylor nicht mehr regiert.

Doch einen Termin für Taylors Rücktritt gibt es nicht. Verfassungsgemäß würde danach die Macht an seinen Vize Moses Blah übergehen – den aber würden Liberias Rebellen und Exilpolitiker nicht akzeptieren. Zur Vermeidung blutiger Machtkämpfe wäre eine internationale Friedenstruppe wichtig. Westafrikas Regionalorganisation Ecowas hat diese bereits im Prinzip zugesagt und wünscht militärische Unterstützung aus den USA.

In Monrovia landete gestern ein 20 Soldaten starker US-Voraustrupp, um „die Sicherheitslage zu beurteilen“, wie Kommandeur Coldiron sagte. US-Eingreiftruppen stehen angeblich in Spanien bereit. Heute kommt US-Präsident George Bush in Senegal zur ersten Station seiner Afrikareise an; Liberia ist eines seiner Gesprächsthemen. D. J.

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