Vater vor Gericht
: Lehrer, Schüler, Eltern – Opfer?

Gestern Nachmittag im Amtsgericht Harburg: Kameras klicken, der Beklagte Joan P. hält sich die Hände vors Gesicht, und seine Frau verbittet sich das Fotografieren. JournalistInnen umringen die Klägerin Christine Greiner, Lehrerin an der Gesamtschule Finkenwerder. Joan P. soll die Lehrerin seines Sohnes im Februar vergangenen Jahres im Schulgebäude beschimpft, bedroht und verprügelt haben, so die Anschuldigung der Klägerin. Der tätliche Überfall des Vaters sei eine Reaktion auf den Unterrichtsausschluss seines Sohnes gewesen. Der 14-Jährige habe sich wiederholt den Anweisungen seiner Lehrerin widersetzt.

„Ich schätze, dass sich etwa dreimal pro Jahr tätliche Übergriffe auf Hamburger LehrerInnen ereignen“, sagt Greiner. Sie wirft Schulleitungen und Behörden vor, zum Teil massiv auf die LehrerInnen einzuwirken, um zu verhindern, dass diese Fälle öffentlich gemacht oder angezeigt werden: „Den Opfern wird suggeriert, dass sie selbst Schuld an dem Vorfall tragen.“

Auch beklagt Greiner dass sie keinerlei Unterstützung erhalte. Die Schulbehörde trete nicht als Nebenkläger auf, und die Schulleitung untersage ihr, sich gegenüber der Presse zu äußern. „Es ist Usus, dass Staatsbedienstete sich vor einer Urteilsverkündung nicht offiziell äußern dürfen, um die Gerichtsverhandlung nicht zu beeinflussen“, so Alexander Luckow, Sprecher der Bildungsbehörde, auf Anfrage der taz.

Enttäuschung in den Gesichtern der ReporterInnen, die fünf Minuten nach Prozessbeginn mit leeren Notizblöcken das Gebäude verlassen: Das Gericht hatte eine Stunde zuvor erfahren, dass der Anwalt des Beklagten seine Zulassung verloren habe. Die Verhandlung wird neu terminiert, auf Anfang August, nach den Sommerferien. Kaf