Erleichterung über Topographie-Entscheidung

Kulturpolitiker halten es für richtig, den Zumthor-Entwurf für die Topographie nicht fertig zu bauen. CDU wirft Bauverwaltung Verantwortungslosigkeit vor. Auch der Architekt übt harte Kritik: „Irgendetwas ist da schmutzig“

Das überraschende Aus für den bisherigen Entwurf des geplanten NS-Dokumentationszentrums „Topographie des Terrors“ sorgt für Erleichterung unter Berlins Politikern. Fast alle halten einen Neuanfang für richtig. Die Opposition kombiniert diese Erkenntnis damit, dem rot-roten Senat Versagen vorzuwerfen. Bund und Land hatten sich wegen zu hoher Finanzrisiken von dem Entwurf des Architekten Peter Zumthor getrennt, den Abriss der bereits gebauten Treppentürme und die Neuausschreibung unter Bundesregie beschlossen (die taz berichtete).

Parlamentspräsident Walter Momper (SPD) findet es zwar „schmerzhaft“, dass die „faszinierende architektonische Idee“ Zumthors nicht zum Zuge kommt, aber angesichts der Kostenexplosion gebe es zu der Entscheidung „keine Alternative“.

CDU-Kulturexpertin Monika Grütters sagte, das Projekt habe „nach einer jahrelangen Hängepartie“ wieder eine Perspektive. Durch eine Neuausschreibung müsse ein kostengünstiger und dem Ort angemessener Neubau zügig realisiert werden. Bedauerlich sei, dass das Land Berlin kläglich versagt habe und seiner Verantwortung im Umgang mit diesem authentischen Ort der NS-Diktatur nicht gerecht geworden sei, so Grütters gestern. Besonders die Bauverwaltung sei ihrer Verantwortung für die Kostenkontrolle nicht gerecht geworden.

Auch PDS-Kulturexperte Wolfgang Brauer kritisiert die Bauplanungsarbeiten für das vor mehr als zehn Jahren begonnene Projekt als „dilettantisch“. Die Interessen der Nutzer seien nicht genügend berücksichtigt worden. Für ebenso unzureichend hält er die Baubegleitung durch die Bauverwaltung. Die Kostenexplosion sei vor diesem Hintergrund „zwangsläufig“, sagte Brauer.

Bei dem Projekt, das mit knapp 39 Millionen Euro doppelt so teuer war wie ursprünglich geplant, drohten zusätzliche Mehrausgaben von bis zu 5 Millionen Euro. Finanziert werden soll es auch künftig je zur Hälfte von Bund und Land. Bisher entstanden nach Angaben von Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) bereits Kosten von rund 13 Millionen Euro. Weitere 2 Millionen Euro könnten noch durch Honorarzahlungen an den Architekten und den Abriss von Rohbauteilen hinzukommen.

Der Schweizer Architekt Zumthor kritisiert die Entscheidung scharf. „Irgendetwas ist da schmutzig. Jemand will das Gebäude nicht“, sagte er. Auch das Kostenargument lässt Zumthor nicht gelten. In der „knapp kalkulierten“ Summe von rund 39 Millionen Euro sei eine „stille Reserve“ von 1,2 Millionen Euro eingestellt gewesen. Über ausstehende Honorare will sich der Architekt zunächst mit seinen Anwälten beraten. Bisher sei er „unterbezahlt“, weil er „aus Passion“ gearbeitet habe. DDP, DPA, TAZ

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