zahlen hoch drei von FANNY MÜLLER
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Bei Zahlen fällt mir als Erstes „Frollein, zahlen“ ein, obwohl das keiner mehr sagt, weil es gar keine Frolleins mehr gibt und man in den angesagten Kneipen sowieso die Bedienungen beim Vornamen kennt, waren sie doch Studienkollegen von einem, genauso wie die Taxifahrer.

Als Zweites fällt mir Statistik dazu ein. Ich musste während meines Studiums einen Statistikschein machen und versuchte es zuerst bei den Soziologen, das war aber zu schwer, danach bei den Wirtschaftswissenschaftlern, das war immer noch zu schwer. Ganz leicht wurde es dann bei den Pädagogen. Da war bei der Klausur der Saal so voll, dass man ohne weiteres beim Nachbarn abschreiben konnte. Danach habe ich dann alles wieder vergessen. Deshalb verstehe ich auch nicht, was es bedeuten soll, wenn zum Beispiel in der Männerzeitschrift alexx aus einer Statistik hervorgeht, dass unter der Woche 12,3 Prozent Männer nach Mitternacht auf der Straße anzutreffen sind. Wegen 12,3 Prozent verlasse ich jedenfalls nicht mein warmes Bett.

Es gibt eigentlich nur drei Arten von Zahlen, die mir wirklich wichtig sind, mit denen ich aber kein Glück habe: 1. Die Lottozahlen 2. Die Zahlen auf meinem Kontoauszug 3. Primzahlen.

Zu den Lottozahlen wäre zu sagen, dass ich mich dunkel erinnere, schon in den Statistikvorlesungen gehört zu haben, es sei Unsinn, Lotto zu spielen, weil die Aussicht zu gewinnen bei nullkommairgendwas Prozent liegt. Das glaube ich aber nicht. Immerhin lese ich alle naslang, dass ein Volltrottel eine Million gewinnt, 700.000 Euro für einen Ferrari ausgibt, mit dem Rest alle anderen Trottel im Puff freihält, dann die unversicherte Kiste gegen einen Baum setzt und letztlich wieder Sozialhilfe bezieht.

Zu meinen Kontoauszügen nur so viel: Ich denke immer noch, der aktuelle Saldo wird in Mark und nicht in Euro ausgewiesen. Wenn meine Bank das erführe, müsste ich mir wohl eine andere suchen – falls mich überhaupt noch eine Bank nimmt.

Primzahlen, das erkläre ich jetzt mal für die Leute, die kein Abitur haben und trotzdem eine Zeitung lesen, sind Zahlen, die nur durch eins und durch sich selbst teilbar sind. Zum Beispiel eins, drei, fünf, sieben, elf – später werden die Abstände dann größer. Das hat für Sie persönlich weiter keine große Bedeutung, aber mit dem Thema kann man auf Partys leicht einen menschenleeren Raum um sich herum schaffen. Ich aber habe am 17. 7. Geburtstag! Na und? – wen interessiert das schon, höre ich Sie ausrufen.

Nun, mich auch nicht, dafür aber Robert Schulz, mit dem ich mal befreundet war, seines Zeichens abgebrochener Mathematikstudent, Kneipier und Taxifahrer und geizig. Den interessierte das. Weil 17 und 7 nämlich beides Primzahlen sind.

Zudem bin ich in einem Jahr geboren, das auch eine Primzahl darstellt. Es fängt an mit 19 und hört auf mit einer weiteren zweistelligen Primzahl, die können Sie jetzt mal selber herausfinden. Es gibt drei Jahreszahlen, die infrage kommen. Aber keine fängt mit drei an, falls Sie auf eine solche Idee verfallen sollten.

Mir war das alles egal, bis Robert Schulz mir zum Geburtstag eine angestaubte Flasche 4711 schenkte. Da zählte ich ihn aus. Chanel No. fünf wäre schließlich auch eine Primzahl gewesen.