Szenenapplaus
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Am frühen Abend verwandelt ein Dutzend Jugendlicher auf der Heimfahrt von der Dom-Kirmes die U-Bahn in eine Pausenhalle. Zwei Kerle stehen besonders breit im Gang herum und glotzen zwei Mädchen, eine hat lange, die andere kürzerer Haare, unentwegt überall hin.

Der erste sagt: „Guck mal, die Schnitten. Die glotzen uns die ganze Zeit an.“

Der andere meint: „Komm‘ mal klar, die warten auf die Haltestelle. Und wenn, dann gucken die zu mir. Und außerdem ist die eine ‘nen Kerl, du Blitzmerker.“

„Echt? Du spinnst doch, das is ‘ne Tussi. Und die glotzt zu mir, Aller!“

„Ne, is klar. Ne Schnidde mit Bart, ne?“

„Das ist kein Kerl. Nen Kerl mit Titten – du hast doch voll keinen Check!“

Gelächter, die Mädchen haben längst gemerkt, dass über sie gesprochen wird. Nach kurzer Pause geht es wieder los: „Wenn das ‘nen Typ ist, dann ist deine Mutter auch einer. Und dein Vater ist ‘ne Frau.“

„Meine Mutter, ne – du bist so blind, ey, nur weil die dich nicht anguckt.“

Hauptbahnhof, die U-Bahn hält und alle vier steigen aus. An der Rolltreppe bemühen sich die beiden Jungs, an den Hacken der Mädchen zu bleiben. Oben angekommen bleibt die mit den langen Haaren stehen und dreht sich um. Sie sagt: „Was wollt ihr eigentlich?“

Der erste schaut seinen Kollegen an: „Ist das ‘ne Frau oder ‘nen Mann, ich meine, sie da oder er?“

„Wieso, findest du sie gut?“

„Alter... nee... lass man stecken. Ich bin doch nicht schwul!“

Markus Flohr