berliner szenen Ein staubiger Ort

Ausflug in die Mark

„Man muss mal rausfahren aus der Stadt an diesen heißen Tagen“, nöhlte der Wohnungspartner und hatte auch schon ein Magazin mit dem Titel „Brandenburg“ gekauft. Aber so einfach ist das ja immer nicht. Die etwas spröde Art der Brandenburger verträgt sich oft nicht mit den Projektionen und Sehnsüchten der Städter, die gerne Landausflug spielen wollen. Der Brandenburger mag es nun einmal nicht, wenn man ihn besucht, und ich finde, er hat vollkommen Recht. Aber an diesem Wochenende stand ich mit meiner Meinung alleine da.

In einer langen Autokolonne quälten wir uns mit vielen anderen Berlinern, die sich genau wie mein Wohnungspartner einbildeten, „mal aus der Stadt rauskommen“ zu müssen, die Landsberger Allee hinunter. Natürlich mussten wir zu dem absoluten „Geheimtipp“ fahren, einem, wie das Magazin behauptete, paradiesisch gelegenen See. Aber in der brandenburgischen Stadt, in der er eigentlich sein sollte, war die einhellige Meinung der Einheimischen: „Nö, gibs hier nüsch!“ Nach einigen verfahrenen Kilometern fanden wir ihn dann, aber auch nur, weil wir in einem hässlichen, staubigen Ort zufällig auf eine riesige Ansammlung von Autos mit Berliner Kennzeichen stießen. Ich weiß nicht, ob der See schön war, man konnte ihn wegen der vielen Menschen nicht erkennen. Mit großer Mühe fanden wir einen einsamen Seeuferstrand. Leider versank man beim Einstieg in den See bis zur Hüfte im Morast und die Mücken stürzten sich begeistert auf uns. Und so bewunderten wir bald wieder die frisch renovierten Plattenbauten und die vielen neuen Einkaufscenter an der Landsberger Allee und zählten die McDonald’s, die an uns in regelmäßigen Abständen vorbeiflogen. SANDRA LOEHR