Noch gibt der Hardliner nicht auf

Trotz des Streikdebakels ist Metallervize Jürgen Peters entschlossen, weiter um die Zwickel-Nachfolge zu kämpfen

Überraschungssieger im Kampf um den künftigen Vorstandsvorsitz der IG Metall, Hardliner, kantiger Widerpart der Arbeitgeber, und schon nach ein paar Wochen der neue Buhmann der Nation: IG-Metall-Vize Jürgen Peters, 58, ist vom warmen Regen in die kalte Traufe geraten, nachdem der Streik für die 35-Stunden-Woche in den neuen Bundesländern eher schlapp versandet als grandios gescheitert ist.

Jürgen Peters war als Tarifpolitiker federführend und wird nun verantwortlich gemacht für eine der größten Niederlagen der noch immer mächtigsten Einzelgewerkschaft in den letzten fünfzig Jahren. Damit ist ein interner Flügelkampf, der für ihn seit dem Frühjahr schon als gewonnen galt, wieder ausgebrochen und wird nun öffentlich ausgetragen.

Noch-Gewerkschaftschef Klaus Zwickel hatte ohnehin den verbindlicheren, den Modernisierern zugerechneten baden-württembergischen Bezirksvorsitzenden Berthold Huber als seinen Nachfolger favorisiert. Peters hatte sich schon den Vizeposten auf dem Gewerkschaftstag 1998 gegen Zwickels Widerstand überraschend mit 89,73 Prozent der Stimmen erstritten. Im vierzigköpfigen Vorstand setzte er sich Anfang April auch gegen Huber durch.

Populist war der Mann mit dem grauen Bart und der Metallbrille nie. Er legte sich um der Sache willen auch mit Parteifreunden aus der SPD an. Dabei zielte er immer wieder auf den Nerv der traditionellen Gewerkschafter, denen einseitige Zugeständnisse zu Lasten der Arbeitnehmer, der Rentner und der Arbeitslosen längst zu weit gegangen waren.

Peters geißelte den „Raubtierkapitalismus“ und griff die rot-grüne Berliner Bundesregierung an, von der er „enttäuscht“ sei und von der er unermüdlich eine Umkehr und den Einsatz für „mehr soziale Gerechtigkeit“ forderte.

Nun triumphieren seine Gegner, die ihm das „Fiasko“ im Osten anlasten, ihn einen „Yesterday Man“ schimpfen. Die mächtigen Betriebsräte der großen Automobilkonzerne im Westen – von der Küste, in Baden-Württemberg sowieso, bis nach Bayern – forderten ihn seit Sonntag zum Rücktritt auf. Auch führende Funktionäre des größten Metall-Landesverband Nordrhein-Westfalen haben sich angeschlossen.

Die IG-Metall-Spitze traf sich am Sonntag zu einer nächtlichen Krisensitzung. Sie verkündete hinterher, die Frage personeller Konsequenzen sei auf die Vorstandssitzung am Dienstag der kommenden Woche vertagt.

Der sonst wortgewaltige Peters antwortete während einer kurzen Pressekonferenz einerseits ungewohnt karg auf die Nachfrage, ob er freiwillig zurücktreten werde: „Darauf brauche ich nicht zu antworten.“ Tat es andererseits dann doch irgendwie. Die „ganze Auseinandersetzung“ auf Personalfragen zu reduzieren, sei derzeit „wenig hilfreich“. Rücktrittsforderungen habe es im Vorstand nicht gegeben: „Wir haben derzeit etwas anderes zu tun.“ Er werde sich auf dem Gewerkschaftstag zu verantworten haben.

Klaus Zwickel gab sich diplomatisch. Er warnte vor einer Spaltung innerhalb der Gewerkschaft. Noch scheint Peters entschlossen, nicht klein beizugeben und den Kampf um die dessen Nachfolge erneut aufzunehmen. Er setzt dabei wie zuvor auf die mittlere Ebene und Basis der Gewerkschaft. HEIDE PLATEN