Kooperation auch mit dem Himmel

Die Sonne scheint in Oldenburg: Erstmals seit Jahren müssen sich die Kulturfreunde an der Hunte nicht nur an den warmen Strahlen der Programm-Highlights wärmen. Bei so viel Erfolg des Kultursommers hofft auch die Verwaltung, die Streichpläne begraben zu können

Eistüten statt Regenschirme: Der Auftakt des Oldenburger Kultursommers war sonnig und lau. Und das am Siebenschläfertag! Das entschädigt für die letzten verregneten Jahre, in denen gerade kleinwüchsigeres Publikum im Regenschirmwald keine Chance hatte, auch noch einen Blick auf die Bühne zu erhaschen.

Die lauen Sommerlüfte wurden angefüllt mit leichten und launigen Klängen, wie der Ouvertüre zu Rossinis „Diebischer Elster“, Ausschnitte von Edvard Griegs Peer Gynt-Suiten und den ungarischen Tänzen von Johannes Brahms: Das Oldenburgische Staatstheater bot zur Eröffnung erstmals ein Kooperationsprogramm. Klassikliebhaber harrten schon Stunden vor Konzertbeginn aus. Sie hatten sich die wenigen Sitzplätze gesichert, um dem ungewöhnlichen Open-Air-Konzert genüsslich zu lauschen. Doch zunächst boten blondierte Damen in engen Pailletten-Kleidern ein leicht frivoles Quartett. Die „Swinging Sisters“, trugen Swing- und Salonmusik-Nummern vor. Damit trafen sie die leichte Cocktailstimmung des Abends, begleitet von Musikern des Staatsorchesters an Flügel und Bass.

Die Kulturetage als Ausrichter des Kultursommers setzt in ihrem Konzept auf solche Kooperationen mit örtlichen Institutionen und KünstlerInnen. Vor allem in der zweiten Kultursommerwoche wird dieses Profil sich deutlich zeigen, wenn auf dem Rathausmarkt eine Bühne lokalen Bands offen steht. Dazugehören die legendären Punk’n Roller „No not now“ am 9. Juli genauso wie die Jazzytronicer von „Insanity 5“ (am 11. Juli). Und auch die Jazz-Matineen im Horst Janssen Museum bieten neben dem renommierten Engstfeld-Weiss Quartett am 13. Juli auch ein Konzert der talentierten BläserInnen von„SaxPack“ aus Oldenburg. Traditionell gehört zum Programm eine Reihe des Literaturbüros mit Lesungen im Schlossgarten. Dieses mal mit den Autoren Gregor Hens (8. Juli) und Dagmar Leupold (1. Juli), deren Erzählungen ums Reisen kreisen. Auch die Sonntags-Konzerte des „Oh-Ton“-Vereins für Neue Musik am haben ihr festes Publikum längst erworben.

Den großen Run rund um die Würstchenbuden am Schlossplatz wird es aber heute geben. Auf der großen Bühne wird eineLegende abrocken: John Cale kommt nach Oldenburg. Weitere Höhepunkte: Jocelyn B. Smith am Mittwoch, am Sonnabend „Fehlfarben“.

Ob solch ein umfangreiches Programm auch zukünftig alljährlich zu machen sein wird, stand zuletzt in Frage: Der auf fünf Jahre befristete Kooperationsvertrag mit der Kulturetage läuft in diesem Jahr aus, die Finanzlage der Stadt lässt eigentlich keine Extrawürste zu. Doch an der Institution des Kultursommers will man dann wohl doch nicht rütteln. Jedenfalls bemerkte Oldenburgs Kulturdezernentin Karin Opphard, sie sei „guten Mutes, dass es auch im nächsten Jahr in Oldenburg einen Kultursommer geben wird“. Ein Glück. Denn an Kultur ohne Sommer sind die OldenburgerInnen ja bereits gewöhnt. Aber kein Sommer und dann auch noch ohne Kultur?

Marijke Gerwin