zahl der woche
: Ölpreis auf neuem Rekordhoch – auch die Ausweitung der Förderung nützt wenig

41,08

Zum Handelsschluss in der Nacht zum Freitag stand der Ölpreis so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der New York Mercantile Exchange, der maßgeblichen Rohstoffbörse der USA: 41,08 US-Dollar kostete ein Barrel (159 Liter) der Ölsorte Crude WTI, einen Cent mehr als die bisherige Rekordmarke während des zweiten Golfkriegs im Oktober 1990.

Auch wenn gestern der Preis an den asiatischen Märkten – sie starten wegen der Zeitverschiebung als Erste in den Wirtschaftstag – wieder knapp unter die 41-Dollar-Marke sank, rechnet langfristig niemand mit Entspannung. Grund für den hohen Ölpreis sind die Situation im Irak und die steigende Nachfrage in den USA. Hier beginnt im Mai die Feriensaison, während der rund 12 Prozent des jährlichen Gesamtbenzinverbrauchs durch den Auspuff geblasen werden. Der Benzinpreis ist auch in den USA ein heikles politisches Thema – vor allem im Wahljahr.

Der deutsche Mineralöl-Wirtschaftsverband verwahrte sich gestern bei der Vorstellung seines Jahresberichts gegen jegliche Prognosen: „Niemand weiß, was in den nächsten Monaten passiert“, sagte Hauptgeschäftsführer Klaus Picard der Agentur AP. Sicher sei nur, dass die jetzigen Rekordpreise eine politische „Unsicherheitsprämie“ enthielten: Die Lage im Nahen Osten lasse Ängste vor Versorgungsstörungen entstehen und treibe die Preise an den Börsen nach oben. Erst am Donnerstag hatten die Ölkonzerne in Deutschland die Benzinpreise kräftig erhöht: Unter Führung der Shell stiegen sie laut Fachdienst EID um vier Cent pro Liter. Damit kostet ein Liter Superbenzin jetzt über 1,20 Euro. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), die rund 40 Prozent der weltweiten Ölproduktion kontrolliert, wird sich am kommenden Freitag in Amsterdam auf einer Sondersitzung mit der Ölpreisentwicklung befassen. Das mächtigste Opec-Mitglied Saudi-Arabien will künftig 1,5 Millionen Barrel Öl pro Tag zusätzlich fördern, um den Preis zu stabilisieren. Der indonesische Präsident Purnomo Yusgiantoro, der gleichzeitig auch der Opec vorsteht, forderte die anderen Opec-Staaten auf, diesem Beispiel zu folgen: „Wir bitten alle Opec-Mitglieder, über ihre Quoten hinaus zu produzieren, um die Ölversorgung der Welt zu sichern“, sagte Yusgiantoro. Doch selbst der Opec-Präsident bleibt skeptisch: Schon heute produzierten die meisten Förderländer deutlich mehr als vorgesehen, ohne dass dies wirklich Einfluss auf die Preisentwicklung habe.

Das Centre for Global Energy Studies geht davon aus, dass der Ölpreis den ganzen Sommer nahe der Rekordmarke bleiben wird – und sich frühestens mit abnehmender Benzinnachfrage im Winter wieder nach unten bewegt. STEFFEN GRIMBERG