Nicht ausschließlich heiter

Nicht die Bordkapelle auf einem sinkenden Schiff: Das heute beginnende „Junimond“-Festival auf dem Uni-Campus will auch die Bedingungen an der – demnächst – neoliberal reformierten Universität thematisieren

Wenn heute Abend auf dem Campus der Universität Hamburg das diesjährige Festival „Junimond“ seinen Auftakt hat, präsentieren die verantwortlichen OrganisatorInnen des AStA ein zweitägiges, handverlesenes Musik- und Kulturprogramm. Obgleich nur die Hälfte des Etats im Gegensatz zu den Vorjahren zur Verfügung stand, geben sich Hip-Hop-Bands, solider Rock, Ska-Punk, Hard Core oder Percussion-Musik ein Stelldichein auf dem Uni-Campus.

Teamsport und ihr Trainingslager-Kollege Mad Maxamom, Rantanplan (alle heute), Microphone Mafia, Die Elenden (morgen) und zahlreiche weitere Gästen werden auf der zentralen Mensa-Bühne bei freiem Eintritt dabei sein. Daneben werden verschiedene Soundsystems auflegen, das Improvisationstheater Zuckerschweine auftreten sowie die Gruppe Espressao Paulista de Capoeira brasilianische Kampfkunst vorstellen.

Allerdings geht es im elften Jahr des schon traditionellen Campusfestivals um weit mehr als ein freundliches studentisches Kulturevent. Denn im Zeichen des „Hochschulmodernisierungsgesetzes“ steht die Preisgabe einer demokratisch verfassten Hochschule auf der aktuellen Tagesordnung des Hamburger Senats. Im Zeichen neoliberal-autoritärer Formierung bedeutet diese „Modernisierung“ des Hochschulgesetzes im wesentlichen die Abschaffung der universitären Selbstverwaltung, die Einführung von Studiengebühren, Zwangsexmatrikulationen und die Zurichtung der Fachbereiche auf wirtschaftlich verwertbare Studieninhalte. Schließlich soll in Zukunft das Verbot einer allgemeinpolitischen Betätigung der ASten nach dem Willen der politisch Verantwortlichen im Senat noch restriktiver durchgesetzt werden.

Daher wird das „Junimond“-Festival am heutigen Freitag erstmals mit einem studentischen Sozialforum eröffnet, auf dem die Hintergründe der aktuellen Verschärfungen beleuchtet werden sollen. „Wir sollen uns ja nur noch um studentische Belange kümmern dürfen. Deswegen wollen wir über die Ursachen für das Roll-Back an den Hochschulen diskutieren“, erklärt Ursula Schmucker, AStA-Mitglied und Mitorganisatorin.

Für den AStA ist das Festival ein geeigneter Ort, im Rahmen der studentischen Öffentlichkeit durch die Vernetzung mit anderen eingeladenen Initiativen wie etwa „Bildung ist keine Ware“ oder dem Norddeutschen Sozialforum über politische Gegenstrategien zu debattieren. „Wir wollen mit dem Festival nicht den Part der Bordkappelle auf der sinkenden Titanic geben, sondern zeigen, dass wir dieser Hochschulpolitik, die eben auch Politik ist, etwas entgegensetzen wollen“, umreißt Schmucker das Anliegen des AStA.

Dabei wissen die OrganisatorInnen durchaus, dass die Resignation unter den Studierenden über die aktuellen Entwicklungen groß ist und nicht wenige nach dem Motto „Augen zu und durch“ ihr Studium nur noch schnell hinter sich bringen wollen. Damit bleibt vorläufig offen, ob das diesjährige „Junimond“-Festival möglicherweise die Ouvertüre oder bloßes Requiem auf eine kritisch engagierte StudentInnenschaft ist.

ANDREAS BLECHSCHMIDT

Konzerte: heute ab 19 Uhr, morgen ab 15 Uhr, Campus der Uni Hamburg; Sozialforum: heute, 15 Uhr, Philturm, Hörsaal G.komplettes Programm und weitere Infos: www.junimond.tk