Radioaktive Verseuchung im Irak

Messungen von Greenpeace ergeben erhöhte Strahlenbelastung um Atomanlage

BERLIN dpa/taz ■ Die Dörfer um den größten irakischen Atomkomplex Tuwaitha südöstlich von Bagdad sind nach Messungen von Greenpeace-Experten radioaktiv verseucht.

Die Umweltschutzorganisation stellte Werte fest, die um das 1.000fache über dem Normalwert liegen. Auf dem Gelände einer Grundschule für 900 Kinder wurde das 3.000fache gemessen, in einem einzelnen bewohnten Haus sogar das 10.000fache. Plünderer, die sich vermutlich nicht über die Gefahr bewusst waren, hatten nach Kriegsende Fässer mit radioaktivem Material aus der Atomanlage entwendet und ausgekippt, um darin Lebensmittel aufzubewahren. In den Fässern befand sich „Yellow Cake“, ein Zwischenprodukt aus der Gewinnung spaltbaren Urans, das bei direktem Kontakt zu radioaktiver Verseuchung führt. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) hatte schon im April vor einem solchen Szenario gewarnt und die Besatzungsmächte aufgefordert, die Kontrolle der Anlage schnellstmöglich zu übernehmen.

Das ganze Ausmaß konnte die IAEO erst feststellen, nachdem die USA Ende Mai die Rückkehr in den Irak erlaubten. Die Untersuchung anderer Atomanlagen und der Kontakt mit der Bevölkerung wird der IAEO jedoch verweigert. Mit der Blockade widerspricht die US-Armee der Resolution 1441, die für die IAEO uneingeschränkten Zugang zu den Anlagen fordert. Greenpeace warnte vor einem „nuklearen Desaster“, wenn sich nicht sofort Fachleute um die Entsorgung kümmerten und die Menschen medizinische Hilfe bekämen. NIK