kommentar: liberale interventionen
: Verkehrte Welt

Die rot-grüne Bundesregierung verabschiedet Arbeitsmarktreformen, die bei der momentanen Arbeitsverteilung Frauen noch stärker benachteiligt. Dagegen fordert die sozialpolitische Sprecherin der nordrhein-westfälischen FDP gesetzlich verordnete Gleichberechtigung bei der Kindererziehung. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass die Ex-Landesvorsitzende der liberalen Frauen für ihre Position in- und außerhalb ihrer Partei viele AnhängerInnen findet: Über ihren Vorschlag sollte diskutiert werden.

Eine Fifty-fifty-Regelung beim Erziehungsurlaub würde dazu führen, dass weder Männer noch Frauen zu lange aus dem Berufsleben ausscheiden müssten. Unternehmen würden Frauen in „gebärfähigem Alter“ genauso gerne einstellen wie ihre Partner, sie hätten keinen Nachteil davon. Und wenn Männer nach dem Erziehungsurlaub nur noch Minijobs und andere Hilfsarbeiten aufgedrückt bekämen, würden die Hartz-Regelungen verändert, das ist sicher. Eine Forderung nach staatlich verordnetem Erziehungsurlaub für Männer könnte auch dazu führen, dass die Ganztagsbetreuung für Kinder aller Altersstufen schneller ausgebaut wird: Bisher stehen in NRW für nur durchschnittlich 2 Prozent der unter dreijährigen Kinder eine Ganztagsbetreuung bereit. NATALIE WIESMANN