Obama beruft Fernsehdoktor zum Surgeon General

Der von CNN bekannte Neurochirurg Sanjay Gupta, 39, soll Leiter der öffentlichen Gesundheitsdienste der USA werden

WASHINGTON/BERLIN ap/taz ■ Der künftige US-Präsident Barack Obama will offenbar einen bekannten Fernsehdoktor zum Leiter des öffentlichen Gesundheitsdienstes berufen. Der Neurochirurg Sanjay Gupta sei für den Posten des Surgeon General im Gespräch, berichtete der Fernsehsender CNN. Der 39-Jährige berichtet in mehreren Fernsehsendungen über Gesundheitsthemen und schreibt eine Kolumne für das Time-Magazin.

Bekannt – und im Internet viel diskutiert – wurde Gupta, nachdem er in einem CNN-Bericht den Michael-Moore-Film „Sicko“ über das US-Gesundheitssystem scharf kritisierte und Moore Faktenfälschung vorwarf, bei der anschließenden Diskussion mit Moore allerdings nicht wirklich bestehen konnte. Seither gilt Gupta Kritikern als Marionette der Ärzte- und Pharmalobby.

Der Surgeon General hat keinen direkten Einfluss auf die Gesundheitspolitik Washingtons. Er ist zuständig für die Aufklärung der Öffentlichkeit über Gesundheitsthemen – etwa Warnhinweise auf Zigarettenpackungen – und nimmt zu allen Angelegenheiten des öffentlichen Gesundheitsdienstes gegenüber der Regierung Stellung.

CNN berichtete am Dienstag, Obama habe Gupta wegen des Postens angesprochen. Der Sender habe daher sichergestellt, dass der 39-Jährige im Fernsehen nur noch über Gesundheits- und Wellnessthemen spreche, Politik würde ausgeklammert. Aus Kreisen der demokratischen Partei hieß es, Gupta sei im Gespräch, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

Gupta ist gelegentlich in einer Klinik in Atlanta tätig und beriet unter Bill Clinton die damalige First Lady Hillary. Im Präsidentschaftswahlkampf im vergangenen Jahr hat er sich offenbar nicht engagiert.

Hauptverantwortlicher für die angekündigten Reformen des US-Gesundheitssystems wird nicht Gupta, sondern der designierte Gesundheitsminister und ehemalige demokratische Senatsführer Tom Daschle.