Festnahmen in der Türkei wegen Putschverdachts

Erneut ehemalige Generäle im Zusammenhang mit der ultranationalen Gruppe Ergenekon festgenommen

ISTANBUL afp/rtr ■ Mit einer neuen landesweiten Festnahmewelle sind die türkischen Behörden am Mittwoch gegen mutmaßliche Verschwörer vorgegangen, die an Putschplänen beteiligt gewesen sein sollen. Unter den knapp 40 Festgenommenen waren nach Berichten von Internetmedien und Fernsehsendern drei Exgeneräle. Beamte durchsuchten zudem das Haus von Exgeneralstaatsanwalt Sabih Kanadoglu, einem der prominentesten Regierungsgegner.

Ein Gericht in Istanbul hatte die Festnahmen und Durchsuchungen im Zuge der Ermittlungen gegen die rechtsgerichtete Terrororganisation Ergenekon angeordnet. Laut Staatsanwaltschaft hatte Ergenekon das Ziel, die Türkei durch Anschläge und Attentate ins Chaos zu stürzen und so einen Staatsstreich der Militärs gegen die Erdogan-Regierung zu provozieren. Unter anderem soll Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk auf der Todesliste der Organisation gestanden haben. Gegen 86 Exoffiziere, Politiker, Anwälte und Journalisten wird bereits ein Prozess geführt. Die Angeklagten weisen die Vorwürfe zurück und sprechen von einem politisch motivierten Verfahren gegen Regierungsgegner.

Besondere Aufmerksamkeit erregte am Mittwoch die Festnahme von Tuncer Kilinc, der als Armeegeneral in seiner aktiven Zeit der Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrates in Ankara war. Was Kilinc und den anderen Generälen zur Last gelegt wird, war zunächst nicht bekannt.

Auch der ehemalige Leiter einer Antiterroreinheit der Polizei, ein nationalistischer Schriftsteller und ein ehemaliger Präsident der türkischen Hochschulbehörde kamen am Mittwoch in Polizeigewahrsam. Im westtürkischen Izmir kamen ein Polizist und ein Marineoffizier in Haft; im zentralanatolischen Sivas fanden die Beamten zwei Handgranaten und andere Waffen.