Europa droht Energie-Engpass

In vielen Ländern geht die Versorgung mit russischem Gas zurück oder versiegt ganz. Bulgarien kann nicht auf andere Pipelines ausweichen. Slowakei ruft Notstand aus

BERLIN rtr/taz/dpa ■ Der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine beeinträchtigt ganz Europa. In Bulgarien ist die Versorgung mit russischem Gas über die Ukraine vollständig versiegt. Das Wirtschaftsministerium in Sofia sprach von einer Krise. Bulgarien kann auf keine anderen Pipelines ausweichen, und die Reserven des Landes sind deutlich geringer als die deutschen.

Die Slowakei, die ebenfalls völlig von russischem Gas abhängt, hat einen Gas-Notstand ausgerufen. Wie der Versorger SPP mitteilte, kann nun jederzeit die Gasversorgung einzelner Großabnehmer komplett abgestellt werden. Die Versorgung der Haushalte, der Krankenhäuser und Schulen soll allerdings laut Wirtschaftsministerium garantiert sein. Zwar verfüge die Slowakei über Gasreserven für 70 Tage. Angesichts der Kälte reiche aber der Druck in den Systemen nicht, um die Reserven komplett in Umlauf zu bringen. Ohne Abschaltungen von Großabnehmern sei die tatsächlich verfügbare Menge Gas binnen zehn Tagen erschöpft.

Die Türkei verliert durch die Sperrung der Pipeline rund ein Drittel der Gaseinfuhren. Nachdem die Lieferungen über die Ukraine-Pipeline gestoppt wurden, bezieht das Land nun mehr Gas über eine Leitung unter dem Schwarzen Meer. Nur noch 10 Prozent der üblichen Gasmengen erreichten am Dienstag Österreich. Nach Angaben des Versorgers OMV konnte dies aber durch eigene Reserven ausgeglichen werden. OMV zufolge hatte Gazprom einen Rückgang auf 30 bis 40 Prozent angekündigt. Auch in Polen sind die russischen Gaslieferungen drastisch zurückgegangen, wie das Wirtschaftsministerium des Landes mitteilte. Die Regierung will nun die Gasversorgung für die Industrie kürzen.