Umsonst und draußen

Die Kölner Freiwilligen Agentur vermittelt jungen Menschen Auslandsaufenthalte in Kölns Partnerstädten

KÖLN taz ■ Auf dem Fensterbrett lagern die gesammelten Abenteuer 18 junger Menschen. Ein daumendicker Papierstoß ist das, eng beschrieben mit Berichten über türkische Gastmamas, lebensfrohe Behinderte, gaffende alte Männer und verdreckte Toiletten. Christine Eschbach von der Kölner Freiwilligen Agentur hat all das gesammelt, was Jugendliche von ihrem Freiwilligendienst in den Partnerstädten Kölns mitgebracht haben. „Sich nützlich machen, noch dazu in unbekannter Umgebung, das bringt nicht nur Spaß, sondern auch persönliche Erfüllung“, sagt sie. Eigentlich hatte sich Eschbach vorgenommen, diesen Satz zu vielen Jugendlichen zu sagen, die an diesem Abend eingeladen waren, um sich über den Freiwilligendienst zu informieren. Jetzt sagt sie ihn nur für die Journalisten. Die Jugendlichen sind heute nämlich ausgeblieben.

Seit zwei Jahren besteht die Kölner Freiwilligen Agentur und hat in dieser Zeit 18 Jugendliche aus Köln zum Leben und Arbeiten nach Barcelona, Cork, Istanbul, Lille und Rotterdam vermittelt. Für einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten können junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren bei sozialen, kulturellen oder ökologischen Projekten einer der Kölner Partnerstädte mithelfen. All das koste anders als bei vielen anderen Anbietern keine Vermittlungsgebühr, betont Eschbach. Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung seien kostenlos, „außerdem zahlen wir Taschengeld“, zählt Eschbach auf.

Christine Eschbach und Rolf Kiklasch sitzen ein wenig verloren hinter Broschüren und Luftballons. Gerade heute wollten sie eine ganz aktuelle Neuerung vorstellen: „Wir haben jetzt auch Angebote im neuen Europa.“ Auf die Einsatzstellen im polnischen Katowice und rumänischen Cluj Napoca warten noch engagierte Jugendliche. Aber auch in den anderen Partnerstädten sind noch Plätze von Herbst diesen Jahres an zu vergeben.

Den internationalen Austausch zu fördern, ist das Ziel der Agentur. Deshalb werden nicht nur Kölner Jugendliche in die Welt geschickt. Im Gegenzug kommen auch Jugendliche aus Kölns Partnerstädten in die Domstadt. Zur Zeit helfen sechs Istanbuler in städtischen Kinder- und Jugendeinrichtungen. Damit sie auch etwas vom Leben in Köln erfahren, kümmern sich Mentoren um die Freizeitgestaltung der Freiwilligen. Kiklasch gewährt zurzeit einem jungen Türken Einblicke in das Kulturleben der Stadt: „Der wird in meine Welt eingeführt. Hemmungen sind da ruck zuck abgebaut.“

Um auch jungen Kölnern die Möglichkeit zu geben, in das Leben anderer europäischer Städte hineinzuschnuppern, werden sich Eschbach und Kiklasch am morgigen Donnerstag wieder hinter ihre Broschüren und Luftballons setzen und auf Jugendliche warten, die vor allem eines wollen: Das Leben einmal von einem anderen Punkt der Welt aus betrachten. CLAUDIA LEHNEN

Weitere Informationen gibt es am morgigen Donnerstag um 17 Uhr in der Kölner Freiwilligen Agentur, Clemensstraße 7. Tel.: 02 21/9 23 33 64