Agrosprit produziert Hunger

betr.: „Kann Biokraftstoff wirklich nachhaltig sein, Herr Lackmann? ‚Biosprit ist besser als sein Ruf‘“, taz vom 3. 1. 09

Herr Lackmann, der Vertreter der Agrospritbranche, gibt sich sachlich und diffamiert doch selbst die Gegner des Agrospritwahns als unsachlich, „irrational“ und ,,schwachsinnig“. Er spricht zwar davon, dass „die Menschen in Europa satt“ seien, die Millionen von Hungernden in der Welt übergeht er aber. Zwar weiß er, dass durch den Export von Getreideüberschüssen nach Afrika „dort die Märkte destabilisiert und der Aufbau (!) einer eigenen Landwirtschaft unmöglich gemacht“ würden. Aber dass Agrosprit Hunger produziert, übergeht er ebenso mit Bedacht.

Angeheizt durch die erwartete Nachfrage nach Agrosprit werden in vielen Ländern die Anbauflächen ausgedehnt: Zum Beispiel will Brasilien die Zuckerrohranbaufläche von 6 Millionen ha auf 30 Millionen ha erweitern. Kolumbien hatte 2003 188.000 ha Ölpalm-Plantagen und will diese auf 1 Million ha ausweiten. Indonesien will von heute 6 Millionen ha auf 20 Millionen ha Ölpalm-Plantagen kommen. Solche immense Ausdehnung der Anbauflächen für Plantagen bedeutet Landvertreibung und damit Hunger. Plantagenwirtschaft bedeutet steigende Umweltbelastungen durch Pestizide, Dünger und Erosion. Sie bedeutet die weitere Zerstörung kleinbäuerlicher Strukturen, Landvertreibung und dadurch wiederum Hunger. Diese Entwicklung soll man nicht versuchen schönzureden.

LIES WELKER, Mainz