Der Metaller-Streikfront droht die Spaltung

Erste Belegschaft betätigt sich im Kampf um die 35-Stunden-Woche als Streikbrecher. Clement fordert Mehrarbeit

DRESDEN taz ■ In Sachsen könnte die Streikfront der IG Metall für die 35-Stunden-Woche bröckeln. In einem ersten Betrieb mussten die Gewerkschafter hinnehmen, dass Teile der Belegschaft den Ausstand brachen. Gleichzeitig verfinsterte sich das politische Klima. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) kritisierte den Metallerstreik erneut und stellte die 35-Stunden-Woche auch für Westdeutschland in Frage. Die Deutschen sollten insgesamt wieder länger arbeiten und Feiertage wie auch Urlaub überprüfen, forderte er.

Beim Automobilzulieferer Federal Mogul in Dresden drang gestern Morgen die Mehrheit der Frühschicht auf das Werksgelände vor, obwohl die Gewerkschaft den Streik ausgerufen hatte. Spezialisten und die Geschäftsführung wurden per Hubschrauber eingeflogen, die Produktion angefahren und gefertigte Kolbenringe auf dem gleichen Weg hinaustransportiert. Die Arbeitswilligen richten sich für die Streikdauer bis Freitagmorgen auf Übernachtungen im Betrieb ein.

Der mittelständische Tochterbetrieb eines US-Konzerns war kurz vor Beginn der Streikwelle aus dem Sächsischen Metallarbeitgeberverband VSME ausgetreten. Nach gescheiterten ersten Haustarifgesprächen am Sonntag hatte die IG Metall den Ausstand erklärt. Am Montag sprachen sich jedoch fast zwei Drittel der 300 Mitarbeiter in einer spontanen Unterschriftensammlung gegen den Streik aus.

„Der Streikbruch geht auf die massive Einschüchterungskampagne der Betriebsleitung und des VSME zurück“, sagte Betriebsratschef René Vits.

MICHAEL BARTSCH

wirtschaft und umwelt SEITE 8