Erneut Proteste in Iran

Regimekritische Demonstrationen auch in Mesched. Weitere Festnahmen. Führung in Teheran kritisiert USA

TEHERAN dpa ■ Sechs Tage nach Beginn der regimekritischen Proteste in Iran hat die Führung in Teheran US-Präsident George W. Bush direkt wegen seiner Unterstützung für die Demonstrationen kritisiert. Außenamtssprecher Hamid-Resa Assefi warf den USA nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Irna eine offene Einmischung in die inneren Angelegenheiten Irans vor. Eine entsprechende Protestnote sei den USA über die Schweizer Botschaft, die die US- Interessen in Iran vertritt, zugestellt worden. Die Polizei in Teheran nahm bei neuen Protesten am Montag wieder mindestens 30 Menschen fest.

Das Weiße Haus hatte am Sonntag das gewaltsame Vorgehen gegen die in Iran seit Tagen demonstrierenden Studenten verurteilt und die Regierung ermahnt, die Menschenrechte einzuhalten. „Iraner haben wie alle Menschen das Recht, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, und die USA unterstützen ihr Bestreben, in Freiheit zu leben. Wir hoffen, dass die Stimme des iranischen Volkes und ihre Sehnsucht nach Demokratie und ein Rechtswesen gehört werden“, so die Erklärung. Die Führung in Teheran hat den USA wiederholt vorgeworfen, hinter den regimekritischen Demonstrationen zu stehen, die am Mittwoch begonnen hatten. Inzwischen protestieren nicht mehr allein Studenten.

Am Sonntag gab es nicht nur in Teheran, sondern auch in der Stadt Mesched im Osten Irans Proteste. Nach Angaben der Studenten-Nachrichtenagentur Isna demonstrierten in Mesched rund 2.000 Menschen und forderten den Rücktritt von Chatami sowie die Freilassung aller Dissidenten. In Teheran riefen nach Augenzeugenberichten etwa 200 Demonstranten Parolen gegen Chatami, den Obersten Führer Chamenei und das Oberhaupt der Justiz, Scharudi. Als die Polizei versuchte, die Kundgebung aufzulösen, sei es zu Zusammenstößen gekommen.