Mit Landschildkröte in Wartestellung

WWF-Studie: Illegale Händler lagern tausende von gefährdeten Tieren in denEU-Beitrittsländern, um sie nach Grenzöffnung in Westeuropa teuer zu verkaufen

BERLIN taz ■ Gefährdete Tierarten werden durch den Wegfall weiterer europäischer Grenzen am 1. Mai verstärkt als Schmuggelware auf den westeuropäischen Markt gelangen. Zu diesem Schluss kommt eine gestern in Brüssel vorgestellte Studie von Traffic, dem gemeinsamen Artenschutzprogramm der Weltnaturschutzunion IUCN und dem WWF. „Illegale Händler aus den Beitrittsländern warten nur auf die Grenzöffnung“, so WWF-Experte Volker Homes.

Laut Traffic-Studie seien etwa in den Jahren 2000 bis 2002 mehr als 1.000 stark gefährdete Ägyptische Landschildkröten nach Polen und Malta geschmuggelt worden. Auch gebe es Hinweise, dass Blaumaskenamazonen (eine stark gefährdete Papageienart) und Madegassische Schnabelbrustschildkröten in Tschechien gehalten werden. Sie kosten auf dem Schwarzmarkt mehrere tausend Euro.

Die Studie kritisiert, dass das Personal an den bisherigen EU-Außengrenzen stark reduziert wird. Der WWF glaubt zudem, dass die größere EU-Außengrenze – sie wird im Zuge der Erweiterung um ein Drittel länger und künftig von sieben statt bisher drei Staaten bewacht – neue Probleme mit sich bringen wird. „Schon die heutigen EU-Länder haben Probleme, den Artenschmuggel einzudämmen. Die neuen Grenzländer sind auf diese Herausforderung nur unzureichend vorbereitet“, so Homes.

„In den letzten Jahren hat der Schmuggel von bedrohten Arten über die Ostgrenzen stark abgenommen“, erklärt Gisela Hartwig vom Berliner Zollfahndungsamt. An den Flughäfen hingegen würden immer wieder Schmuggler dingfest gemacht, „allerdings nicht in großem Maße“. Tatsächlich falle mit der EU-Erweiterung die direkte Zollkontrolle an den Grenzübergängen weg – die sonstige Arbeit aber nicht. RENI