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: Die Lehren aus der Stollen-Affäre

Heißes Putengulasch und sensible Ermittlungsakten vom gleichen Zustelldienst – das klingt zuerst seltsam. Aber warum sollte ein Dienst für Essen auf Rädern, der ohnehin in der ganzen Stadt unterwegs ist, nicht auch zuverlässig Pakete austragen können? Und es gibt auch keine konkreten Anhaltspunkte dafür, dass die Firma Menütaxi mit der Behördenpost schludert. Im Gegenteil: Bisher läuft alles sehr gut, heißt es vom Landesverwaltungsamt, das den Auftrag an Menütaxi vergeben hat. Die Erfahrung mit dem Datenskandal bei der Landesbank zeigt allerdings, dass besondere Vorsicht geboten ist. Vor allem, wenn die externe Firma wiederum mit Subunternehmen arbeitet.

KOMMENTAR VON SEBASTIAN HEISER

Die Landesbank hatte einen externen Dienstleister mit der Abwicklung von Kreditkarten-Transaktionen beauftragt. Der Dienstleister schickte dann sechs Datenpakete mit einem Postdienstleister an die Landesbank. Der Auftrag wurde an ein Subunternehmen weitergereicht. Dort hatten zwei Mitarbeiter Appetit und aßen den Inhalt eines anderen Pakets – einen Christstollen für den Chefredakteur der Frankfurter Rundschau. Um den Mundraub zu vertuschen, etikettierten sie kurzerhand eines der Pakete an die Landesbank um. So landeten die Detailinformationen über Kreditkartenzahlungen von 130.000 Kunden bei der Zeitung.

Natürlich gilt: Man kann sich nie völlig dagegen absichern, dass ein Mitarbeiter eines Unternehmens mit krimineller Energie seinen Arbeitgeber beklaut und dessen Kunden gleich mit. Aber man kann zumindest die Hürden möglichst hoch setzen. Doch noch prüft das Land Berlin nur die Zuverlässigkeit des Hauptauftragnehmers, nicht aber die von dessen Subunternehmen. Nach der Stollen-Affäre wissen wir, wie fahrlässig es ist, hier nicht genau hinzuschauen.