Blick in die Röhre

Weserquerung A 281: Die Seehausener Bürgerinitiative „Langer Tunnel“ hat das Vertrauen in die Politik eingebüßt

Bremen taz ■ Übermorgen dürfen sie in die Höhle des Löwen. Oder umgekehrt: Übermorgen kommen die Löwen zu Besuch zum Bausenator. Die Löwen, das sind die Angehörigen der Bürgerinitiative „Langer Tunnel“, der Bausenator, das ist Jens Eckhoff von der CDU – und der will den kurzen Tunnel.

Es geht um die Weserquerung im Nordwesten Bremens. Bis 2012 soll ein neues Stück Autobahn die A 1 mit der A 27 verbinden. Dafür muss die Weser bei Seehausen getunnelt werden. Aber wie? Die Bürgerinitiative beruft sich auf das Jahr 1993, als das Parlament beschlossen hat, dass der Tunnel unter der Weser durchgebohrt wird. Das schont das Flußbett, macht weniger Dreck und weniger Lärm. Ist aber leider teurer. Daher soll nun Plan B in Kraft treten: Der Tunnel soll im „Einschlemm- und Absenkverfahren“ unter die Weser gebracht werden. Die Bürgerinitiative ist empört. „Zwölf bis vierzehn Häuser müssen dafür abgerissen werden“, so Hilmar Hagens. Außerdem komme der kurze Tunnel genau dort aus der Erde, wo jüngst ein Neubaugebiet für Familien entstand: „Vertreibung ins niedersächsische Umland“, nennt die Initiative das. Neben dem Wortbruch werfen die Kurz-Tunnel-Gegner dem Senator auch irreführende Kalkulationen vor. Nach einem Gutachten kostet der kurze, abgesenkte Tunnel rund 51 Millionen Euro weniger als der lange, gebohrte. Falsch, sagen die Bürger. Denn darin enthalten sind auch Betriebskosten – Reinigung, Beleuchtung etc. – für 30 Jahre. „Das darf man nicht zu den Investitionskosten dazurechnen.“

Das muss man sogar, sagt dagegen der Sprecher des Bausenators Holger Bruns. Denn der Tunnel soll von einem privaten Investor finanziert werden. 35 Millionen Euro steuert der Bund dazu, sechs Millionen kommen aus Bremen – rund 200 Millionen von dem Privaten. Der dann zwei Euro Maut nehmen kann. Damit die Rechnung für den Investor aufgeht, kommt nur der kurze Tunnel in Frage. Auch der Bund hat, so Bruns, „deutlich gemacht, dass die Grundlage des Baus nur diese günstigere Variante sein kann“. Das wiederum können die Bürger nicht verstehen: Warum kümmert sich die Politik um den Profit des Investors? „Die Politik muss städtebaulich entscheiden und sich daran halten“, so ein Seehauser Beiratsmitglied.

Übermorgen also wollen die Seehauser noch einmal mit Senator Eckhoff verhandeln. Und außerdem einen Keil treiben zwischen die Abgeordneten und den Senat: „Wir sind sowohl bei der SPD- wie auch bei der CDU-Fraktion auf viel Verständnis gestoßen“, sagt Hagens. hey